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„Basilisk“ ist zurück in neuem Glanz

Basilisk (Ausschnitt, S.10) Cross Cult Basilisk (Ausschnitt, S.10)

Cross Cult hat dem Kult-Manga Basilisk – Chronik der Koga Ninja eine Neuauflage gegönnt. Die sogenannte Master Edition erscheint in 2 edlen A5-Hardcover-Bänden.

Rezension

Basilisk1Im späten 16. Jahrhundert. Es ist die Azuchi-Momoyama-Zeit in Japan. Eine Zeit aus der Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi als die Reichseiniger hervorgehen, da diese begannen, das zuvor in streitende Reiche getrennte Japan militärisch zu vereinigen. Vor diesem realen Hintergrund wird die Geschichte von Basilisk angesiedelt. Shogun Tokugawa Hidetada fürchtet um den Rückhalt aus dem Volk, sollte der falsche seiner Söhne als nächster Shogun die Macht übernehmen. Aus diesem Grund entwickelt er, gemeinsam mit seinem Berater, die Idee, dass die Streitigkeiten um die Thronfolge – die sich auch in einem unruhigen Volk wiederspiegeln – durch einen Wettstreit zweier verfeindeter Ninja-Clans austragen zu lassen. Hierfür wird der von seinem Vater erlassene Frieden zwischen den Clans Iga Tsubagakure und Kouga Manjidani (in der Folge Iga und Kouga) aufgehoben. Die verhassten Clans beginnen sofort mit einer gegenseitigen Ausrottung, doch die Gunst des Shoguns erhält nur jener Clan, der zuvor den anderen vernichtet hat. Dafür werden zwei identische Schriftrollen ausgehändigt, auf denen die Toten zu streichen sind. Überschattet wird all das – aus Sicht der blutdurstigen Ninja beider Clans – durch eine Liebesbeziehung der beiden Clan-Anführer Gennosuke Kouga und Oboro Iga, die hoffen, mit ihrem Bund die Zukunft der beiden Clans friedlich gestalten zu können. Nun sind alle Mitglieder der Clans Marionetten für den Shogun und seine Pläne. Die Ninja sind zu blind vor Hass, um zu erkennen, dass sie lediglich Bauernopfer in einem Schachspiel darstellen.

Basilisk 1 S14

Basilisk2Mit seinem eindringlichen Schwarz-Weiß-Stil und gefasst in aussagekräftigen Bildern werden die Panels zu einer einzigartigen Erfahrung. Die Ninja sind zu Überwesen stilisiert, teilweise gar zu missgestalteten Kreaturen, die besondere Fertigkeiten besitzen. In diesem Rahmen wird das erste Duell – welches nicht den Zweck einer Tötung besitzt – zwischen zwei Ninja der Iga und Kouga am Hofe des Shoguns durchgeführt. Der eine ist eine groteske Figur, die nur noch entfernt an einen Menschen erinnert, der andere ist ein Künstler des lautlosen Tötens, der mit Draht gar Felsen zu zerschneiden weiß. Die Fertigkeiten der Ninja werden in diesem Schaukampf lediglich angedeutet, sind jedoch richtungsweisend für die folgenden Actionsequenzen, die narrativ unausweichlich erscheinen. Nachdem der Konflikt zwischen den Clans neu entbrannt ist, werden Oboro und Gennosuke zunächst nicht von ihren Ninja darüber informiert, dass die Clans erneut im Krieg sind. Hier werden komplexe Intrigen geschmiedet, hinterrücks Morde begangen und phantastische Künste der Ninja präsentiert. Gerahmt im historischen Kontext entsteht dadurch ein spannendes Werk, bei dem lange Zeit die Kouga den Iga unterlegen scheinen. Bis zu dem Moment, an dem sich das Blatt wenden könnte.

Während Oboro und Gennosuke mehr und mehr zu einer Art von Romeo und Julia vor einem japanischen Familienfehden-Hintergrund werden, schlachten sich die Familien gegenseitig ab. Dabei bietet der Manga ein breites Spektrum von Intrigen und hinterhältigen Taktiken bis hin zu einem offenen Schlagabtausch der verfeindeten Familien. Als Oboro und Gennosuke mit der Wahrheit konfrontiert werden und angesichts der neuen Situation zum Handeln gezwungen sind, zerbricht ihr Bund und beide führen fortan ihren Clan an. Oboro ist die einzige Person, die Gennosukes Geheimtechnik umgehen kann und Gennosuke ist der einzige, der stark genug ist, um den Ninja der Iga Einhalt gebieten zu können. Dieser Eindruck wird zumindest durch die Figuren innerhalb des Werkes vermittelt. Ob der Bruch zwischen Oboro und Gennosuke endgültig ist, bleibt lange Zeit unklar. Die Alternativen sind nicht sehr positiv und besitzen immer einen negativen Beigeschmack für die Figuren. Dieser Aspekt der komplexen Feindschaftserzählung macht Basilisk zu einem besonderen Werk.

Basilisk war bereits vor 15 Jahren, bei seiner Erstveröffentlichung, ein herausragendes Werk. Als Manga-Adaption des Romans Kôga Nimpôchô (甲賀忍法帖)von Futaro Yamada, der 1958 veröffentlich wurde, geriet die Geschichte um die Chronik der Kôga-Ninja – so der Romantitel ins deutsche übersetzt – nicht nur in Japan erneut in die Wahrnehmung. Erstmals wurde die Geschichte – adaptiert in einem Medium, das der Zeitgeist der westlichen Welt aktuell für sich entdeckte – auch außerhalb Japans wahrgenommen. Trotz der vielen kulturellen und historischen Elemente, die in Basilisk vorausgesetzt werden, funktioniert die Geschichte auch als das Essentielle, was die Magie von Manga ausmacht: Figuren mit übernatürlichen Kräften, andere Formen von Konflikten und dramaturgischen Auflösungen und ein ungezwungener Umgang mit Gewalt, Nacktheit und Sex – der heute dafür sorgt, dass Basilisk nur noch eingeschweißt in den Läden steht, damit keine Kinder und Jugendlichen darin blättern.

Basilisk 2 S.19

In der Erstauflage ist Basilisk als Taschenbuch erschienen, etwa in der Größe eines „Lustigen Taschenbuches“, in Softcover und auf relativ einfachem Papier gedruckt. Die Master Collection bietet das Gesamtwerk in dem deutlich größeren A5-Format, gedruckt auf dickem, sehr glatten und vollständig weißen Papier, wodurch die Atmosphäre der Zeichnungen und die Stimmung der einzelnen Panels an Intensität gewinnen. Zudem werden in insgesamt zwei Bänden alle Werke zusammengefasst, auf insgesamt mehr als 1000 Seiten. Die neue Übersetzung (direkt aus dem Japanischen) ist zudem sehr gelungen.

Die Neuauflage von Basilisk ermöglicht eine erneute Auseinandersetzung mit dem Werk, für diejenigen, die es bereits kennen, oder die Chance, eine sehr spezielle, aber grandiose Manga-Reihe kompakt lesen zu können. In Punkto Preis-Leistung ist diese Wiederveröffentlichung sehr gelungen.

Infokasten

„Basilisk“ Master Edition

In zwei Bänden

Mangaka: Masaki Segawa

Autor: Masaki Segawa und Futaro Yamada (Romanvorlage)

Verlag: Cross Cult

480 und 640 Seiten, Hardcover

Ab dem 11.10. und 13.12.2017 im Handel.

Letzte Änderung amMontag, 11 Februar 2019 18:23
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

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