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„Fashionista“ – Auf verschlungenen Pfaden

Filmplakat (Ausschnitt) Filmplakat (Ausschnitt)

April ist eine attraktive Frau, die gemeinsam mit ihrem Ehemann ein Kleidergeschäft führt. Als dieser April betrügt, bricht ihre Welt zusammen.

Kurzrezension

Eric (Ethan Embry) und April (Amanda Fuller) sind ein glückliches Paar. Zwar ist ihre Wohnung bis oben hin mit Kartons und Säcken voller Kleidung vollgestapelt, aber das stört die beiden nicht. Denn das ist alles Ware, die zurzeit keinen Platz in Erics Kleidergeschäft findet. April darf sich aus der Kleidung nehmen und tragen, was sie möchte, da sie ziemlich modeaffin ist, genießt sie diese Vielfalt. Es grenzt beinahe an eine Obsession, wie April mit Kleidung umgeht. Sie riecht daran und stellt dadurch eine besondere Verbindung dazu her. Allerdings ist April eifersüchtig, fast schon krankhaft. Als sich für Eric die Möglichkeit bietet, eine weitere Filiale zu eröffnen, ohne ein großes finanzielles Risiko einzugehen, beginnt April ihm nachzuspionieren. Wie sich herausstellt, hat Eric eine Affäre. Aprils Leben wird dadurch aus den Angeln gehoben, sie wird vollkommen zerrissen und verliert sich fortan in einem Rausch aus Mode und Sex.

Fashionista ist konsequent achronisch erzählt, verbindet Versatzstücke verschiedener Erzählzeitpunkte und schafft dadurch eine spannende Montageform. Obwohl die Geschichte in ihrer linearen Form bereits ein großes Konfliktpotential besitzt, wird durch die achronische Erzählung eine komplexere Konfliktstruktur geschaffen, die diesen Film einzigartig macht. Auf dem Fantasy Filmfest 2017 in Berlin kam dieser Film überhaupt nicht gut an, was ich nicht nachvollziehen kann. Die Figuren sind mehrschichtig, haben alle ihre dunklen Seiten und sind dennoch nicht böse. Der Cast spielt durchweg beeindruckend gut und besonders schön ist Amanda Fuller, die als erster starker weiblicher Charakter in diesem Jahr nicht völlig verhungert aussieht. Dadurch wirkt die Schönheit der Figur natürlich, gerade weil diese gegen das derzeit durch die Medien geprägte Frauenbild verstößt. Abgesehen davon spielt Amanda Fuller ihre Rolle überzeugend und glaubwürdig. Der zunehmende Wahnsinn innerhalb der Figur überträgt sich auch auf die Geschichte und wird hierbei durch das achronische Vermitteln hervorragend unterstützt.

Dieser Film von Simon Rumley ist komplex und löst teilweise Unbehagen aus. Besonders deutlich wird dies in der Figurenkonstellation von April und einem reichen Perversen (Eric Balfour), der für Aprils Kleidungswahn Geld gibt, als Gegenleistung jedoch verlangt, dass sie einige kranke sexuelle Dinge über sich ergehen lässt. Daraus erschafft Fashionista ein bösartiges Schreckensszenario, dem sich die Protagonistin lange Zeit hingibt, ohne es wirklich zu reflektieren. Wirklichkeitsnaher Horror ist in diesem Film allgegenwärtig, manifestiert sich jedoch primär in Aprils Wahn nach mehr Kleidung.

In seiner Form ist dieser Film ein Unikat. Wendungsreich und mit vielen düsteren Momenten versehen, wird eine Geschichte erzählt, die Befindlichkeiten einer Frau thematisiert. Alles um April herum wird mit in den Abgrund gerissen, als ihre Welt zusammenbricht. Doch irgendwie empfindet man mit der Hauptfigur Mitleid und sieht zu, wie die Tragödie ihren Lauf nimmt. In diesem Film ist es nahezu unmöglich vorherzusehen, wie dieser endet. Ein heftiger Trip, mit einer kathartischen Wirkung.

Trailer zu Fashionista

Infokasten

„Fashionista“

Regie: Simon Rumley

Drehbuch: Simon Rumley

Laufzeit: 110 Minuten

Produzent: Bob Portal, Simon Rumley

USA 2016

Letzte Änderung amDonnerstag, 21 September 2017 12:14
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

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