„The Strange Ones“ – Ein düsterer Road-Movie
- geschrieben von Thomas Heuer
- Publiziert in Film
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Zwei Brüder fahren in ihrem Volvo-Kombi durch die USA, auf dem Weg zu einem abgelegenen Ort, an dem die beiden die Abgeschiedenheit von der Gesellschaft wünschen.
In Kürze: 250 Wörter über…
Am Anfang steht ein Feuer, eine düstere Vision, die wie eine Vorahnung über dem gesamten Film schwebt. An der Autobahnraststätte langen die beiden an, ein Polizist befragt Jeremia (James Freedson-Jackson), den jüngeren der beiden. Irgendwas scheint nicht zu stimmen, die ungleichen Brüder verhalten sich kaum so, wie man es von Geschwistern kennt. Doch was geht hier vor? Haben die beiden ein dunkles Geheimnis, fliehen sie vor jemandem? Diese Fragen bleiben lange offen. Doch der Film entwickelt bereits nach wenigen Minuten eine besondere Intensität.
In langen Kameraeinstellungen werden die Bilder gefasst, es wird wenig gesprochen, die Bilder monstrieren, also führen vor Augen, was geschieht. Besonders durch die Gesten und Mimik der Figuren werden diese gezeichnet. In einem wundervollen Bild, das so tiefe Schrecken verbirgt. The Strange Ones ist ästhetisch, poetisch und thematisch fast unerträglich düster. Das Werk erzählt wendungsreich und dennoch mit viel Fingerspitzengefühl von der Beziehung zweier unterschiedlicher Brüder, die auf dem gemeinsamen Ausflug auch sich selbst finden müssen. In schönen Farben und einem leicht ins grünlich-orangene gezogenen Look sticht der Film auch optisch hervor.
The Strange Ones ist ein einfühlsamer Film, der eine grausame Geschichte in poetischer Schönheit verpackt. Der Cast ist herausragend und die Geschichte so verstrickt, dass sich erst zuletzt der finale, düstere Twist offenbart. Dieser Film löst Beklemmung aus, motiviert zum Mitdenken und lässt einen mit einem offenstehenden Mund zurück. Ein grandioser Neo-Noir-Roadmovie aus den USA, der hierzulande noch keinen Verleih hat und somit vermutlich nicht so schnell wieder irgendwo verfügbar sein wird.
Infokasten
„The Strange Ones“
Regie: Christopher Radcliff, Lauren Wolkstein
Drehbuch: Christopher Radcliff, Lauren Wolkstein
Laufzeit: 81 Minuten
Produzent: Sebastien Aubert, Michael Prall, Eric Schultz
USA | 2017
Thomas Heuer
Dr. phil. Medienwissenschaft
Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer
Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie
Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik