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„Cult of Chucky“ die sechste Rückkehr der Mörderpuppe

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Derben Humor, krasse Kills und Chaos bringt die Kult-Killer-Puppe Chucky in eine Nervenheilanstalt für geisteskranke Kriminelle. Eine durchwachsene Fortsetzung.

Rezension

CoC 3Chucky (Brad Dourif) ist eine Kultfigur, zweifellos eine Ikone des Slasher-Films. Alle paar Jahre erscheint ein neuer Film. Cult of Chucky ist, wie alle seine Vorgänger, eine direkte Fortsetzung der Geschehnisse aus allen Vorgängern. Es ist interessant, dass so etwas heute noch gemacht wird, denn es erzeugt ein zentrales Problem: Ohne Kenntnis des Gesamtwerkes ist ein neuer Teil der Serie nur schwer oder gar nicht nachvollziehbar. So auch im Fall von Cult of Chucky. Kennt man die Geschichte der Vorgänger nicht, dann ist der Film nahezu antiklimaktisch, narratives Stückwerk und dennoch unterhaltsam. Das ist ein Kunststück, liegt jedoch darin begründet, wie die Figur des Chucky agiert. Denn Chucky hat noch immer ein loses Mundwerk, einen obszönen bis bitterbösen Humor und tötet seine Opfer in diesem Film auf eine erschreckend kunstvolle und ästhetische Art. Das hat auch dann einen gewissen Schauwert, selbst wenn einem alles drumherum merkwürdig und lückenhaft erscheint. Kennt man die anderen Filme der Serie, dann ist Cult of Chucky eine würdige Fortsetzung mit guten Kills und einem Chucky in Höchstform.

CoC 2Nica (Fiona Dourif) ist nun in einer Psychiatrie eingewiesen, nachdem sie als schizophren eingestuft und für Chuckys Taten in Curse of Chucky verantwortlich gemacht wurde. Ihr betreuender Arzt Dr. Foley (Micheal Therriault) spricht sich dafür aus, dass Nica in eine weniger stark gesicherte Einrichtung verlegt wird, da sie in den vergangenen vier Jahren deutliche Fortschritte gemacht hat. Dort angekommen bringt Dr. Foley in die Gruppensitzung eine „Good Guys“-Puppe mit Namen Chucky, was in Nica grausame Erinnerungen triggert. Dennoch reißt sie sich zusammen, bis der Vormund ihrer Nichte (Jennifer Tilly) sie in der Anstalt besucht und ihr eine weitere Chucky-Puppe überreicht. Es scheint so, als ob mit dieser Puppe das Grauen Einzug in die Anstalt gefunden hat. Und tatsächlich ist es so, dass die Frau, die sich als Vormund ausgegeben hat, den Namen Tiffany Valentine trägt, den Namen von Chuckys Braut, die ab dem vierten Teil immer wieder auftaucht. Chucky scheint nun dicht an seinem Ziel, denn er will Nica leiden sehen.

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CoC 4Im zweiten Erzählstrang ist der nun erwachsene Andy Barclay (Alex Vincent) die handlungsführende Figur. Er hat wenig Glück mit den Frauen, lebt einsam in einem abgelegenen Landhaus, mit einem riesigen Waffenschrank. Wer die Vorgeschichte nicht kennt, könnte davon ausgehen, dass dieser Mann ein vollkommen Verrückter ist. Wenn ihm langweilig ist, holt er seinen einzigen Gefährten aus dem Safe, den übel zugerichteten Chucky, der selbst ohne Arme, Beine und den halben Kopf noch bösartig ist. Einzeln betrachtet hat dieser Erzählstrang nur einen marginalen Einfluss auf die Geschichte, ist für das Gesamtwerk jedoch wichtig.

Wie Chucky seinen Weg aus Andys Gewalt in die Anstalt findet, ist eine der interessantesten Fragen, die der Film offenbart. Wie das alles überhaupt möglich ist? An diesem Punkt ist der Film problematisch und bricht dabei so manche narrative Regel. Daran kann man sich stören, das ist absolut legitim, denn es schafft auch in der Konsistenz des Werkes klaffende Lücken. Wer sich allerdings drauf einlässt oder mit dem Chucky-Stoff vertraut ist, der wird sich daran nicht zwingend stören, doch als Rezensent ist es die Aufgabe, ein Werk aus mehreren Perspektiven zu betrachten, wodurch dieser Film für sich genommen zwar einige Glanzmomente des Diabolischen vorzuweisen hat, jedoch sehr abrupt endet. Der Film wählt ein sehr düsteres Ende, dass – je nach Perspektive – auch als Happy End gelesen werden kann.

Insgesamt ist Cult of Chucky ein kurzweiliger Horrorspaß, der durch den Stil des Killers überzeugt, sowie durch einen ästhetischen Werkcharakter und gelungene Kameraarbeit. Für Fans der Serie, besonders der neueren Werke, ist der siebte Teil eine gelungene Fortsetzung, für alle anderen ein verzichtbares Intermezzo mit einigen Glanzmomenten. Wer nicht viel erwartet und einen spaßigen Party-Horrorfilm sucht, der auch narrative Lücken aufweisen darf, der sollte hier ebenfalls einen Blick riskieren.

Trailer zu Cult of Chucky

Infokasten

„Cult of Chucky“ (AT: „Child’s Play 7“, „Chucky 7“)

Regie: Don Mancini

Drehbuch: Don Mancini

Produktion: Universal 1440 Entertainment

Verleih: Universal Pictures

Laufzeit: 91 Minuten (uncut, R-Rated), 90 Minuten (unrated)

USA | 2017

Ab dem 09.11.2017 im Handel auf DVD, Blu-ray-Disc und digital.

Letzte Änderung amSonntag, 05 November 2017 13:03
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

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