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„You Might be the Killer“. Ferienlager sind Todesfallen

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Es gibt Tatsachen im Slasher-Genre, die lassen sich nicht von der Hand weisen: Sommercamps sind ein Ort für Massenmorde und eine Jungfrau überwindet das Böse.

Kurzrezension

YMbtK 8Sam (Fran Kranz) ist der Leiter eines Sommercamps. Doch in diesem Sommer ist es anders als sonst, denn im Camp „Clear Vista“ treibt ein maskierter Killer sein Unwesen. Von den zwölf Betreuern sind zum Beginn des Films nur noch drei am Leben. Sam gelingt es, sich in eine Hütte zu flüchten und mit seinem Smartphone Chuck (Alyson Hannigan) zu kontaktieren. Chuck, die eigentlich Charlotte heißt, betreibt einen Nerd-Shop und weiß so ziemlich alles über Horrorfilme, was es zu wissen gibt. Da Sam sich nun in einem solchen Szenario wiederfindet – das nicht zufällig an Freitag der 13. erinnert – scheint nur Chuck ihm weiterhelfen zu können. Doch der Killer macht nicht davor halt Sam zu jagen.

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Der Killer mit Borkenmaske und Knochenschwert.

YMbtK 1You Might be the Killer bringt frischen Wind in den Post-Slasher. Post-Slasher ist ein feststehender Begriff, der sich aus den Begriffen postmodern und Slasher zusammensetzt und eigentlich aus dem wissenschaftlichen Diskurs über neuere Horrorfilme entstanden ist (vgl. Hutchings 2004: 192-216; Pinedo 2004). Das erste dieser postmodernen Slasher-Werke ist Wes Cravens Scream. Post-Slasher sind daran erkennbar, dass mindestens eine Figur darin Wissen über die Konventionen des Slashers besitzt und anhand dieser einen Vorteil im gegebenen Szenario besitzt. In diesem Zusammenhang wird auch von Metafiktion gesprochen. Dieses Konzept kommt mittlerweile recht häufig zur Anwendung, beispielsweise vor kurzem erst in Blood Fest oder Ruin Me. Beide Werke haben im Grunde keine echte Neuerung zum Themenkomplex beigetragen. You Might be the Killer ist hier anders. Denn der Film hat das Potenzial zu einem ähnlichen Kultfilm zu werden, wie es Scream seinerzeit gelungen ist.

YMbtK 2Turbulent, clever und voller exzellenter Dialoge entfaltet You Might be the Killer eine ganz spezielle Wirkung. Teilweise extrem brutal, gelegentlich zum Schreien komisch und nicht selten beides zur selben Zeit, ist dieser Film etwas ganz Besonderes, vor allem für Horrorliebhaber. Denn dieser Film macht sich nicht über die Vorbilder oder das Genre lustig, sondern ist zu gleichen Teilen innovativer Beitrag zum Diskurs und Hommage an die Hochzeit des Horrorfilms von 1978 bis 1982. Ein wunderbarer Film, ein Geschenk an alle Horrorfans und gleichermaßen lustige und blutige Schlachtplatte mit narrativen Wendungen.

Quellen

Hutchings, Peter (2004): The horror film. Harlow, England, New York: Pearson Longman (Inside film).
Pinedo, Isabel Cristina (2004): Postmodern Elements of the Contemporary Horror Film. In: Stephen Prince (Hg.): The horror film. New Brunswick, NJ: Rutgers Univ. Press (Rutgers depth of field series), S. 85–117.

Trailer zu You Might be the Killer

Infokasten

„You Might be the Killer“

Regie: Brett Simmons

Drehbuch: Covis Berzoyne, Brett Simmons und Thomas P. Vitale

Produktion: Griff Furst, Isaiah LaBorde und Sam Sykes

Verleih: Indeed Film

Laufzeit: 92 Minuten (uncut)

USA 2018

Veröffentlichung: Es steht noch kein Veröffentlichungstermin für Deutschland fest.

Bildrechte: Die Bilder dieses Artikels sind Ausschnitte aus dem besprochenen Medieninhalt. Deren Rechteinhaber können Sie dieser Infobox entnehmen.

Letzte Änderung amDonnerstag, 10 Februar 2022 14:47
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

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„Jahre waren es, da lebte ich nur im Echo meiner Schreie, hungernd und auf den Klippen des Nichts. […] Bis mich die Seuche der Erkenntnis schlug: es geht nirgends etwas vor; es geschieht alles nur in meinem Gehirn. Nun gab es nichts mehr, das mich trug.“

 â€“ Gottfried Benn

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