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Perspektivwechsel eines Blinden: „Don’t Breath 2“

Filmstill (Ausschnitt) Sony Pictures et. al. Filmstill (Ausschnitt)

Der blinde Veteran, Antagonist aus Teil 1, hat eine Tochter, mit der er sich in ein Idyll zurückgezogen hat. Die Vergangenheit holt ihn dennoch ein.

Rezension

Norman Nordstrom (Stephen Lang), so lautet der Name des blinden Mannes, der in Don’t Breath als ein wehrhafter Hausbesitzer inszeniert wird, der in seinem Keller ein dunkles Geheimnis verbirgt. Die Geschehnisse von Damals sind lange her und der Mann lebt gemeinsam mit seiner Tochter Phoenix (Madelyn Grace) zusammen in einem abgelegenen Haus auf dem Land. Der Blinde bringt seiner Tochter bei, in Gefahrensituation zu überleben und unterrichtet sie zu Hause. In eine normale Schule darf sie nicht gehen, ebenso darf sie keine Freunde haben. Ihre Mutter hat Phoenix nie richtig kennen gelernt, allerdings erinnert sie sich an ein Lied, dass diese ihr vorgesungen hat, als sie noch ein Baby war. Eines Tages taucht eine Gruppe von Söldnern bei dem Wohnhaus von Norman und Phoenix auf, die es offenbar auf Phoenix abgesehen hat. Der blinde Mann ist noch immer äußerst wehrhaft und hat den Heimvorteil.

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Wo der Blinde im ersten Teil der Antagonist gewesen ist, werden er und seine Tochter hier zunächst als die Protagonisten inszeniert. Dieser Ansatz überrascht, da die Geschehnisse des ersten Teils ein vollkommen anderes Bild des blinden Mannes gezeichnet haben. Geschickt bietet die Inszenierung Informationen an, die im Kopf der Zuschauer*innen eine schlüssige Motivation für die Angreifer und ebenso eine Basis für das familiäre Idyll von Norman und Phoenix anbieten. Dass sich dabei der Film die Manipulierbarkeit seines Publikums zunutze macht, um einige böse Wendungen zu platzieren, ahnt man dabei nicht sofort. Tatsächlich ist es so, dass der zweite Teil Don’t Breath aufwertet, und dennoch in der Gesamtheit besser funktioniert, als es der erste Teil getan hat. Don’t Breath 2 ist passagenweise derart spannend, wie man es vom ersten Teil erhofft hatte. Dabei stören die weitgehend stereotypischen Figuren nicht sonderlich, diese tragen teilweise sogar zur bedrückenden Atmosphäre des Werkes bei. Besonders das ambivalente Spannungsfeld von Gut und Böse innerhalb der Hauptfiguren macht Don’t Breath 2 sehenswert.

Don’t Breath 2 ist ein harter, blutiger und kompromissloser Horrorfilm mit Home-Invasion-Elementen. Es ist ein Horrorfilm für ein erwachsenes Publikum, das in der Lage ist, über die Inszenierung zu reflektieren. Zeitweise inszeniert Don’t Breath 2 heftigen Überlebenskampf, mit sehr blutigen und teilweise ekelerregenden Momenten. Neben expliziten Tötungen wird zudem gefoltert, aber in einer anderen Art als im ersten Teil. Obwohl der Home-Invasion-Ansatz in beiden Filmen die Ausgangslage darstellt, entwickelt sich der zweite Teil weiter und übertrifft den ersten Teil nicht nur in Form von Gewaltdarstellung und Intensität, sondern vor allem auch in Komplexität und Ambivalenz der Dramaturgie.

Fazit

Nach dem großen Hype um Don’t Breath 2016 hat dieser Film bereits im Trailer nahezu alles vorweggenommen und in der Folge zerstört, was an dem Werk neu und spannend gewesen ist. Was das angeht, spoilt der Trailer zur Fortsetzung ebenfalls einiges. Don’t Breath 2 ist ein überraschender und äußerst heftiger Horrorfilm, der über die gesamte Laufzeit spannend ist und einige gut platzierte Wendungen besitzt.

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Infokasten

„Don’t Breath 2“

Regie: Rodo Syagues

Drehbuch: Fede Alvarez, Rodo Sayagues

Produktion: Screen Gems, Stage 6 Films, Ghost House Pictures, Bad Hombre, Sony Pictures

Laufzeit: 98 Minuten (uncut)

USA, Serbien | 2021

Kinostart: 09. September 2022

Veröffentlichung: Ab dem 23. Januar 2022 als DVD, Blu-ray-Disc und Video-on-Demand im Handel erhältlich.

Bildrechte: Die Bilder dieses Artikels sind Ausschnitte aus dem besprochenen Medieninhalt. Deren Rechteinhaber können Sie dieser Infobox entnehmen.

Letzte Änderung amDienstag, 21 September 2021 15:53
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

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