Am Ende des Lebens wartet der Tod: „Sieben Minuten nach Mitternacht“
- geschrieben von Thomas Heuer
- Publiziert in Film
- Schriftgröße Schriftgröße verkleinern Schrift vergrößern
Der Junge Conner sieht sich mit dem Sterbeprozess seiner Mutter konfrontiert. Unerwartete Hilfe erscheint aus dem Phantastischen.
Conner (Lewis MacDougall) ist ein Junge, dessen Leben so ist, dass darüber Geschichten verfasst werden. Der Film selbst beginnt mit der Erzählung aus dem Off, über einen Jungen, der zu jung ist, um bereits erwachsen zu sein, aber auch zu alt, um noch ein Kind zu sein. Conners Leben ist geprägt von der schweren Krankheit seiner Mutter (Felicity Jones). Zudem belastet ihn die Trennung seiner Eltern und daraus resultierend, dass sein Vater (Toby Kebbell) weit weg in den USA lebt. Er sieht sich damit konfrontiert, dass er bei seiner ungeliebten Großmutter (Sigourney Weaver) einziehen muss.
Sieben Minuten nach Mitternacht ist ein nachdenklicher Film, der dabei kunstvoll, philosophisch und märchenhaft ist. Eines Nachts erhebt sich eine Eibe vom Friedhof und fordert Conner auf, ihm zu zuhören. Das Monster (Liam Neeson) kündigt an, Conner in den kommenden Nächten erneut zu besuchen. Er werde dann insgesamt drei Geschichten erzählen und bei der darauffolgenden Begegnung einfordern, dass Conner seine Geschichte offenbart, die dann seine Wahrheit sein wird. Conner möchte das zwar nicht, hat aber im Endeffekt keine andere Wahl, denn das Monster steht vor seiner Tür.
Der einfühlsame Film von J.A. Bayona vermittelt mit viel Fingerspitzengefühl, nimmt dabei Anteil an den Figuren und stellt Conners ambivalente Psychologie in den Mittelpunkt der Inszenierung. Dadurch wirkt der Film zu Beginn vorhersehbar, entwickelt sich jedoch unerwartet auf seinem Weg zu dem vorgezeichneten Schlusspunkt einer Tragödie. Lange Kameraeinstellungen und ein angenehmes Schnitttempo geben dem Film einen ästhetischen Rhythmus. Es ist nicht der Schlusspunkt, der hier überrascht. Der Einsatz von drei Fabeln, die essentielle interne Konflikte eines Menschen während der Sterbebegleitung spiegeln, führen die ansonsten wirklichkeitsnahe Narration immer wieder ins Phantastische.
Kunstvoll und mit viel Raum für Interpretation verweilt Sieben Minuten nach Mitternacht noch lange nach der Rezeption im Gedächtnis. Ein Film wie dieser ist wichtig, um zentrale Prozesse des Sterbens zu verstehen und sich dabei auf eine unterhaltsame Weise mit einem komplizierten Thema auseinanderzusetzen. Dabei ist der Film nicht nur tragisch, sondern besitzt zudem eine positive Botschaft, die sich unter die Haut gräbt.
Trailer Sieben Minuten nach Mitternacht
Infokasten
„Sieben Minuten nach Mitternacht“ (OT: „A Monster Calls“)
Regie: J. A. Bayona
Drehbuch: Patrick Ness
Romanvorlage: Patrick Ness
Produzent: Apaches Entertainment
Laufzeit: 108 Minuten
Verleih: Focus Features
UK | Spanien | USA 2016
Kinostart: 04.05.2017
- Tod
- Sterben
- künstlerisch
- Folter
- Selbstverletzung
- Schmerz
- psychologisch
- philosophisch
- Einer gegen Viele
- Monster
- Transformation
- Romanvorlage
- Adaption
- Tragödie
- Mutter und Kind
- Trauer
- Abschied
- Märchen
- Phantastik als Metapher
- Albtraum
- Friedhof
- Krankenhaus
- Zerstörung
- Trennung
- Lewis MacDougall
- Sigourney Weaver
- Felecity Jones
- Liam Neeson
- Apaches Entertainment
- Focus Features
- UK
- Spanien
- USA
Thomas Heuer
Dr. phil. Medienwissenschaft
Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer
Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie
Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik