Wundertüte Rhein-Ruhr-Plex: „Shadowrun 6 – Budenzauber“
- geschrieben von Thomas Heuer
- Publiziert in Pen & Paper
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Der Abenteuerband Budenzauber ist eine von drei exklusiven, deutschsprachigen Veröffentlichungen zur sechsten Edition von Shadowrun im Oktober 2021 des Pegasus-Verlags.
Rezension
Jeder in Deutschland kennt die vielen bunten Subkulturen und Klischees über die Menschen aus verschiedenen Regionen in unserem Land. Seien es die Berliner, die Münchener, die Hamburger oder eben die Leute aus dem Ruhrpott, jede Region hat ihre eigenen typischen Merkmale. Hamburg ist in der deutschen Ausgabe des Grundregelwerks von Shadowrun 6 als Spielort für Gruppen in der Allianz deutscher Länder (ADL) gedacht und bietet eine stark verschlankte Version des mittlerweile rar gewordenen, limitierten Quellenbuchs Hamburg für Shadowrun 5. Bislang bot für Shadowrun 6 das Quellenbuch Berlin 2080 die umfangreichste Referenz zu einem deutschen Sprawl als Spielplatz für Spieler*innen und Spielleiter*innen. Der Pegasus-Verlag hat nun insgesamt drei Bücher in Eigenregie erstellt, die eine neue Spielumgebung in der ADL anbieten: den Rhein-Ruhr-Plex (RRP).
Das preisgünstigste der drei Bücher ist der Abenteuerband Budenzauber, der sich den Büdchen im Ruhrgebiet widmet und diese zur Anlaufstelle für Aufträge oder zum Kern ganzer Schattenläufe macht. Budenzauber wirkt, ebenso wie die anderen beiden Bücher über den RRP, wie eine Liebeserklärung an „den Pott“ und denkt die heutige Kultur weiter bis ins Shadowrun der 2080er.
Die Abenteuer
Budenzauber umfasst insgesamt drei Shadowruns. Das erste Abenteuer mit dem Titel „Kleinwildjagd“ eignet sich auch als ein Einstiegsabenteuer für eine unerfahrene Gruppe von Spieler*innen. Das zweite Abenteuer „Einmal Hauerbrache und Zurück“ ist schon anspruchsvoller, während das dritte Abenteuer „Auf dem Trocknen“ sich in der angebotenen Version an Gruppen mit mehr Spielerfahrung richtet. Allerdings, das soll hier positiv hervorgehoben werden, bietet der Abenteuerband zu jedem der Abenteuer Ideen, wie Elemente angepasst werden können, um das jeweilige Abenteuer auf die Bedürfnisse einer Gruppe abzustimmen. Spielleiter*innen werden zudem dabei unterstützt, ein Abenteuer auch dann beenden zu können, sollte mal etwas aus dem Ruder laufen. Jedes der Abenteuer bietet weiterhin/außerdem einen Einblick in Kultur und Lokalkolorit verschiedener Regionen im RRP sowie einige echte Typ*innen des Potts. Dadurch funktionieren diese Abenteuer auch dann, wenn man keines der auf 2250 Exemplare limitierte RRP-Quellenbuch Revierbericht 2082 ergattern konnte, oder es einfach nicht kaufen möchte.
„Kleinwildjagd“ schickt die Runner*innen auf die Suche nach entflohenen Tieren, die genetisch verändert wurden. Dabei steht das Büdchen Kiosk am Loch in Gelsenkirchen als Treffpunkt zwischen Auftraggeber und Gruppe zunächst im Mittelpunkt. Vor oder nachdem das Schalke-Spiel stattgefunden hat, macht sich die Gruppe auf den Weg, um die vermissten Tiere zu finden. Während des Schalke-Spiels gibt es einige interessante Begegnungen mit Fußballfans aus der Gegend, die bereits beim Vorbereiten des Abenteuers großen Spaß bereiten. Der Run hat die ein oder andere Überraschung für die Spieler*innen zu bieten und eine angemessene Bezahlung für die Runner.
In „Einmal Hauerbrache und Zurück“ wird die Gruppe engagiert, jemanden aus der Hauerbrache herauszuholen. Der Run besitzt eine gewisse politische Brisanz und erhält durch die Nähe zu einem der großen Konzerne zusätzliche Würze. In diesem Run sind soziale Fertigkeiten und Diplomatie hilfreich. Das unterscheidet diesen Auftrag von den anderen in dem Buch. Hier kann allerdings nicht viel zu dem eigentlichen Run gesagt werden, da dies den Spielfluss behindern könnte. Aber wie der Name schon andeutet, es ist ein einfacher Beschaffungsjob. Vermutlich.
Der dritte Run verschlägt die Spieler*innen in den Sprawl von Duisburg. „Auf dem Trocknen“ geht um eines der Lieblingsthemen der Deutschen: Bier. Wie heißt es doch redensartlich: „Am schlimmsten ist, wenn das Bier alle ist.“ Wie schlimm das genau ist, werden die Spieler*innen in diesem durchaus anspruchsvollen Shadowrun erfahren. Wo zu Beginn der Geschmack von Gerste und Hopfen im Mittelpunkt steht, wird für das goldene Gebräu schnell Blut vergossen. Was das mit einer Bude zu tun hat? Nur so viel, dort wurde das falsche Bier verkauft und das stößt jemandem sauer auf.
Fazit
Budenzauber bietet drei abwechslungsreiche Abenteuer für Shadowrun 6. Die Aufträge selbst sind dabei ebenso interessant wie die unterschiedlichen Persönlichkeiten des Rhein-Ruhr-Plexes, denen die Spielenden begegnen. Alle Abenteuer geben Hilfestellungen für den Fall, dass mal etwas nicht so klappt wie geplant, oder, um den Schwierigkeitsgrad an eine Gruppe anpassen zu können. Budenzauber ist vor allem dann eine gute Investition, wenn Spielleiter*innen in den Rhein-Ruhr-Plex hineinschnuppern möchten, bevor die Entscheidung getroffen wird, ob die beiden anderen Bände zum Rhein-Ruhr-Plex (Quellenbuch Revierbericht 2082 und Kampagnenband Vendetta) eine weitere Investition von 30 bzw. 20 Euro wert sind.
Infokasten
„Budenzauber“
Ein Abenteuerband zu Shadowrun 6. Edition
Autoren: Melanie Helke, Daniel Jennewein
Deutsche Chefredaktion: Tobias Hamelmann
Redaktion: Tobias Hammelman, Benjamin Plaga
Umschlagsillustration: Jennifer S. Lange
Illustrationen und Karten: Jennifer S. Lange
Lektorat: Benjamin Plaga
Coverlayout: Ralf Berszuck
Layout: Ralf Berszuck
Verlag: Pegasus Spiele
Shadowrun-Lizenz: Catalyst Game Labs, Topps Company
Format: 70 Seiten, A4, Softcover, schwarz-weiß
Deutschland | 2021
Veröffentlichung: 14.10.2021 (Buch) | 27.09.2021 (PDF)
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Thomas Heuer
Dr. phil. Medienwissenschaft
Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer
Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie
Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik