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„Alien: Die Wiedergeburt“ ist metaphilosophisches Unterhaltungskino

Filmplakat (Ausschnitt) 20th Century Fox Filmplakat (Ausschnitt)

Ripley kehrt von den Toten zurück und ist nun weder Mensch noch Alien. Zwischen den Fronten von Aliens und Menschen muss Ripley ihren eigenen Weg finden. Dabei schwingt eine philosophische Ambivalenz im Werk mit.

Der bisher letzte Teil der klassischen Alien-Reihe ist Alien: Die Wiedergeburt von 1997. In diesem Film wird Ellen Ripley (Sigourney Weaver) als Klon wiedergeboren. Gemeinsam mit ihr kehrt auch der Sprössling einer Alienkönigin zurück, der in Alien3 mit ihr unterging. Das Nachfolgeunternehmen der „Firma“ ist auch 200 Jahre nach Ripleys Tod noch überzeugt davon, die Aliens als Biowaffe zu nutzen. Im Glauben daran, dass die Xenomorphen unterworfen werden können, wird auf einem Forschungsschiff der letzte Akt der Quadrologie eingeleitet.

Durch die Klonung ist Ripley mit dem Alien genetisch verschmolzen. Sowohl Ripley als auch die junge Alienkönigin haben biologische und psychologische Eigenschaften voneinander erhalten. Die Protagonistin ist nun mit den Aliens gewissermaßen verwandt, ihr Blut enthält ebenfalls Säure und sie nimmt die Menschen ebenso wahr, wie die außerirdischen Jäger es tun. Die Wissenschaftler sind überzeugt davon, dass sowohl Ripley als auch die neu geschaffenen Aliens eine kontrollierbare Bedrohung darstellen. Dieser Irrtum wird tödliche Konsequenzen haben, der auch die philosophische Dimension eines Gottkomplexes und den daraus resultierenden Wirkungen thematisiert.

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A4 4Die junge Frau Call (Winona Ryder) ist Teil einer Raumschiffcrew von Söldnern, die dem Forschungsschiff menschliche Wirte für die frischen Facehugger liefern. Die Crew weiß nicht genau, was dort vor sich geht. Sie erhalten aber vom General Perez (Dan Hedaya) die Erlaubnis für einige Tage an Bord zu bleiben. Die bunte Truppe setzt sich aus Abschaum des gesamten Universums zusammen, neben dem Anführer Elgyn (Michael Wincott) sticht besonders der sozial inkompatible Johner (Ron Perlman) aus der Gruppe heraus. Johner sucht eigentlich immer nach Ärger, kann sich schlecht unterordnen und ist selbst in seiner eigenen Crew nicht sehr beliebt. Das schafft Nebenschauplätze für weitere Konflikte, die besonders in der längeren Schnittfassung mehr Raum einnehmen.

A4 3Alien: Die Wiedergeburt ist, auch im Gesamtkontext der Reihe, ein gelungener Abschluss. Hierbei wird die aus dem zweiten Teil bekannte Erzählstruktur verwendet: eine außerirdische Killerrasse tritt gegen eine kleine Gruppe von Menschen an. Im letzten Teil reicht die Erzählung bis in eine Innenperspektive der monströsen Kreaturen, die durch Ripley ein Gesicht bekommen. Zudem ist die Gruppe von Überlebenskämpfern zusammengestellt aus einer Piratencrew von Glücksrittern, einem Forscher, Ripley und einem Sicherheitsmann des Forschungsschiffes. Hier treffen starke Persönlichkeiten aufeinander. Das wird nicht immer durch Gewalt gelöst, dadurch tendiert der Film – erstmalig in der Serie – auch in eine komödiantische Richtung. Das Ende ist durchaus hoffnungsvoll und zeigt – je nach Fassung und Ende – eine Zukunft auch für nichtmenschliche Kreaturen.

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A4 1Alien: Die Wiedergeburt ist der wohl außergewöhnlichste Film der Reihe: zum einen durch auflockernde Momente, die ein wenig in Richtung Splatter-Party gehen, und zum anderen durch die Einblicke in soziale Strukturen einer außerirdischen Lebensform. Das ist anders als die düstere Grundstimmung der Vorgänger, die zwar dennoch besteht, aber insgesamt erinnert Alien: Ressurrection mehr an einen der 90er-Jahre-Mainstream-Horrorfilme wie Jurassic Park oder Independance Day. Folglich könnte angenommen werden, dass der vierte Teil aus der Serie ausbricht. Das ist jedoch nicht der Fall. Alien: Die Wiedergeburt beschreitet zwar deutlicher einen Pfad in Richtung Mainstream-Unterhaltung als der Vorgänger mit seiner religiösen und philosophischen Dimension, aber der Film versinkt nicht im Einheitsbrei. Auch Alien und Aliens entsprachen dem Mainstream-Zeitgeist und waren für den Massenmarkt konzipiert. In diesem Zusammenhang steht Alien: Die Wiedergeburt in der Tradition der Serie. Das Alien selbst ist eine Kultfigur geworden, die Reihe ist legendär, auch wenn der letzte Film eine ungewöhnliche Richtung einschlägt. Von 1979 bis 1997 wurde das Alien zu einer ikonischen Kreatur des Kinos und der Kunst, wodurch diese sich auch als Teil der Kultur manifestiert. Das Alien-Franchise hat sich unterdes transmedial weiterentwickelt und die Erzählwelt bleibt weiterhin interessant.

Auch das Finale der Quadrologie überrascht und schafft es, das Thema mit neuen Ideen interessant zu halten. Dabei balanciert der Film zwischen Dystopie und Utopie, schneidet unter dem Deckmantel eines Unterhaltungsfilms komplexe philosophische Themen an und ist daher vielschichtig lesbar. Nach aktueller Faktenlage bleibt es trotz weiterer Alien-Filme dabei, dass dieser Film den Schlusspunkt der Reihe markiert. Die Vorgeschichte zu Alien ist mit Prometheus und Alien: Covenant prominent besetzt und sehr aktuell. Die Saga ist somit noch lange nicht zu Ende.

 Trailer Alien: Wiedergeburt

Infokasten

„Alien: Die Wiedergeburt“ (OT: „Alien: Ressurrection“)

Regie: Jean-Pierre Jeunet

Drehbuch: Joss Whedon

Produzent: Brandywine Productions

Laufzeit: 109 Minuten (Kinofassung) 116 Minuten (Special Edition)

Verleih: 20th Century Fox

USA 1997

Auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

Letzte Änderung amDonnerstag, 04 Januar 2018 19:04
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

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