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Film

„The Crucifixion“ – Ein investigativer Exorzismusfilm

Filmplakat (Ausschnitt) Filmplakat (Ausschnitt)

Investigationsjournalistin Nicole Rawlins macht sich auf den Weg nach Rumänien, um den Hergang eines Exorzismus mit Todesfolge zu untersuchen. Regie: Xavier Gens.

Kurzrezension (enthält Spoiler)

Ein Horrorfilm aus der Feder von Chad und Carey Hayes, die unter anderem Conjouring 1 & 2 geschrieben haben, und inszeniert unter der Regie von Xavier Gens (Frontière(s), The Divide, The ABCs of Death). Diese Voraussetzungen machen The Crucifixion zu einem Film mit hohen Erwartungen auf dem Fantasy Filmfest 2017. Der Film spielt zum Teil in einem Kloster in Rumänien und könnte entsprechend auch Teil der Conjouring-Storyworld sein, denn in Annabelle 2 wird von einem solchen Ort im Zusammenhang mit der Nonne aus Conjouring 2 berichtet. Dieser Film könnte ein weiteres Fragment des Franchises sein, wird jedoch von anderen Unternehmen produziert und erscheint auch nicht bei Warner Bros., sondern bei Tiberius Film, was dies als unwahrscheinlich erscheinen lässt.

Nicole (Sophie Cookson) ist nach dem Tod ihrer Mutter zur kompromisslosen Atheistin geworden. Nun sucht sie jede Gelegenheit, um mit der Kirche und dem Christentum abzurechnen, da kommt ihr die Festnahme eines Priesters und von fünf Nonnen in Rumänien grade recht. Diese sollen eine Frau ermordet haben, während eines Exorzismus. Das erscheint Nicole als ein gefundenes Fressen und sie macht sich auf den Weg von New York nach Osteuropa. Hier werden dann zunächst ihre Vorurteile auf die Probe gestellt. Erste Nachforschungen lassen Nicole daran zweifeln, dass der Priester und die Nonnen die Frau ermordet haben. Hier nimmt sich der Film viel Zeit für die Investigation, die einen spannenden Plot verspricht, der – wie bei dem Team aus Autoren und Regisseur zu erwarten – nicht dem Standardmuster entspricht. Dies gelingt bis zur Hälfte des Films, danach wird es dann recht vorhersehbar und der Film hangelt sich von einem Jump-Scare zum nächsten, so sehr, dass diese nach einer Weile nicht mehr funktionieren. Das hätte der Film nicht nötig gehabt, denn der Cast spielt sehr gut, das Szenario hätte das Potential sich aus einer simplen christlich geprägten Gute-Böse-Dichotomie zu lösen und auch technisch ist The Crucifixion gut gelungen. Leider schöpft das Werk das Potential nicht aus und entscheidet sich für das klischeehaftest mögliche Ende. Vielleicht sind hier finanzielle Interessen ausschlaggebend dafür, dass The Crucifixion nicht über den Standard dessen hinausgeht, was im aktuellen Horrorfilm für die breite Masse geboten wird.

The Crucifixion ist ein solider Horrorfilm, der einen spannenden investigativen Ansatz wählt, um den Zugang zum Exorzismus-Motiv zu schaffen. Hier hätte die Chance bestanden, einen herausragenden Film zu machen, der sich von Konventionen befreit und bis zum Ende unvorhersehbar bleibt. Für Fans von ruhig erzählten Horrorfilmen, die starke Schauspieler und schöne Aufnahmen präsentieren, aber nichts wirklich Überraschendes bieten.

Trailer The Crucifixion

Infokasten

„The Crucifixion“

Regie: Xavier Gens

Drehbuch: Chad Hayes, Carey W. Hayes

Laufzeit: 90 Minuten

Produzent: Leon Clarance, Peter Safran

Verleih: Tiberius Film

UK | Rumänien 2017

Letzte Änderung amMontag, 02 Oktober 2017 09:17
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

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„Der Traum ist ein zweites Leben. Ich habe nie ohne zu schaudern durch die Elfenbein- oder Horntore dringen können, die uns von der unsichtbaren Welt scheiden. Die ersten Augenblicke des Schlafes sind das Bild des Todes. Eine nebelhafte Erstarrung ergreift unsern Gedanken, und wir können den genauen Augenblick nicht feststellen, wo das Ich in einer andern Form die Tätigkeit des Daseins fortsetzt. Ein ungewisses unterirdisches Gewölbe erhellt sich allmählich und aus dem Schatten der Nacht lösen sich in ernster Unbeweglichkeit die bleichen Figuren, welche den Vorhof der Ewigkeit bewohnen. Dann nimmt das Bild Form an, eine neue Helligkeit erleuchtet diese Erscheinungen in wunderlichem Spiel: - es öffnet sich uns die Welt der Geister.“

– Gérard de Nerval in „Aurelia oder Der Traum und das Leben“

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