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Film

26. Schocktober: „The Rite“ (2011)

Filmstill Warner Bros. Pictures Filmstill

The Rite ist eine konsequente Weiterentwicklung des Exorzismus-Motivs und generiert seine Intensität weniger aus Ekel, als aus zwischenmenschlichen Differenzen.

Rezension

Michael Kovak (Colin O'Donoghue) ist Sohn eines Bestatters. Die beiden haben ein schwieriges Verhältnis, was unter anderem darin begründet ist, dass man als Teil der Familie Kovak entweder Bestatter oder Priester werden muss. Michaels Mutter ist gestorben, als er noch ein Kind war. Um aus dem angespannt wirkenden Zuhause zu entkommen, geht Michael in ein Priesterseminar und studiert dort Theologie. Nach vier Jahren zweifelt er jedoch so sehr an dem Glauben und an sich selbst, dass er beschließt keine Priesterweihe zu bekommen.

TR 1Statt seinem Gesuch zur Entlassung aus dem Priesterseminar nachzukommen, wird Michael nach Rom geschickt, um dort eine zwei monatige Ausbildung zum Exorzisten zu durchlaufen. Die Verantwortlichen hegen die Hoffnung, dass die Erscheinungen und Erlebnisse, die Michael auf diesem Weg begegnen, zur Erkenntnis und Anerkennung des Glaubens führen mögen. Michael ist jedoch sehr skeptisch und versucht hinter allem weltliche Erklärungen zu finden. Durch diese Ausgangslage steht er dem Glauben an Gott, dem Teufel oder gar Dämonen kritisch gegenüber. Aus diesem Grund soll er gemeinsam mit dem praktizierenden Exorzisten Father Lucas Trevant (Anthony Hopkins) einem Exorzismus beiwohnen.

Trotz der Begegnung mit einer dämonischen Inkarnation, die von der Sechzehnjährigen, schwangeren Rosaria Besitz ergriffen hat, kann Michael noch immer nicht an eine übernatürliche Ursache glauben. Selbst nachdem Rosaria während eines Exorzismus Nägel erbricht, denkt Michael, dass das Mädchen diese Nägel geschluckt hat, um dem Baby zu schaden. Außerdem unterstellt er, dass die "Besessene" lediglich geisteskrank sei und besser zu einem Psychiater gehen sollte als zu einem Exorzisten. Die Situation verändert sich, als der erfahrene Exorzist Lucas, der eine Art Mentorenrolle für Michael eingenommen hat, von einem Dämon besessen wird.

TR 2

The Rite ist ein subtiler Psychothriller, der sich einigen klassischen Elementen des Horrors bedient. Das Werk lebt primär von der vermittelten Stimmung des Exorzismus-Szenarios und der Dualität seiner beiden Hauptfiguren. The Rite ist ein Film für Liebhaber von packend gespielten Emotionen und starken Schauspielern. Wer Action oder sich drehende Köpfe á la Der Exorzist erwartet, wird hier nicht auf seine Kosten kommen. Dieser Film lebt viel mehr von seinen starken Bildern und ganz besonders von den Exorzismen, die in dem Film sehr explizit und trotz gewisser Wiederholungen immer wieder spannend und interessant inszeniert werden. The Rite ist eine Perle unter den vielen Horrorfilmen, die in einem Jahr erscheinen. Das liegt zum einen an den herausragenden Darstellern, allen voran Anthony Hopkins als Father Lucas, zum anderen jedoch an dem höchst interessanten Konflikt zwischen Glauben, Religion, Akzeptanz und Realität.

The Rite ist ein exzellent fotografierter Film mit starken Darstellern und einem interessanten Drehbuch. Die Regie führte Mikael Håfström (Evil, Drowning Ghost, Zimmer 1408), der mit The Rite einen packenden Film für Horrorliebhaber geschaffen hat. Das weitgehend negative Presseecho zu diesem Film ist schwer nachvollziehbar, denn The Rite bietet subtilen Horror mit punktierten Shockmomenten. Für Freunde von The Others, Der Exorzist oder Das Waisenhaus ist dieser Film definitiv geeignet und dürfte auch für andere Filmfans von Interesse sein, da grade die Horrorelemente sehr dosiert und dadurch umso wirkungsvoller zum Einsatz kommen.

Trailer zu The Rite

Infokasten

„The Rite – Das Ritual“ (OT: „The Rite“)

Regie: Mikael Håfström

Drehbuch: Michael Petroni, Matt Baglio (Romanvorlage)

Produktion: Contrafilm, Mid Atlantic Films, Hungarian National Film Office, et. al.

Verleih: Warner Bros. (Kino), Warner Home Video (DVD, Blu-ray)

Laufzeit: 114 Minuten (uncut)

USA, Ungarn, Italien | 2011

Veröffentlichung: Der Film ist im Handel auf DVD, Blu-ray-Disc und als Video-on-Demand erhältlich.

Bildrechte: Die Bilder dieses Artikels sind Ausschnitte aus dem besprochenen Medieninhalt. Deren Rechteinhaber können Sie dieser Infobox entnehmen.

Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

Unter anderem auch das . . .

„Video games are bad for you? That's what they said about rock and roll.“

– Shigeru Miyamoto, Videospiele-Entwickler

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