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Okkultismus, Raumfahrt, Wahnsinn: „Nameless“

Cover (Ausschnitt) Cross Cult Cover (Ausschnitt)

Die Welt wird von einer mythologischen Katastrophe bedroht und nur der Okkultismusexperte Nameless scheint das Ende der Erde abwenden zu können.

Rezension

nameless 04Bereits auf der ersten Seite macht der Comic Nameless klar, was einen erwartet; zumindest visuell. Gewalt, Schrecken und Grausamkeiten, die Ekel und Wahnsinn auslösen, sind hier treibendes Element der Präsentation. Narrativ bleibt unklar, was genau geschehen ist. Im Hintergrund der Frames tummeln sich Frösche, die an die göttlichen Plagen aus der Bibel erinnern. Das Werk ist auf Horror gestimmt, mit einer Tendenz zum Weltuntergang. Auf der zweiten Seite schwingt dann bereits etwas Cthulhuides mit, wenn fischartige Menschen, mit Messern und Hämmern in ihren Händen, eine Familie besuchen. Auf beiden Seite ist eine fremdartige Sprache zu sehen. Einmal mit Blut geschrieben an die Wand eines Observatoriums und einmal ausgesprochen von einem blutüberströmten Mann, der von der Polizei aus seinem Haus geleitet wird.

Kurz darauf beginnt ein Mann die Geschichte zu schildern, das Gezeigte wird jedoch nicht in einen Rahmen gebracht, eine Kategorisierung dieser Schrecken wird dadurch schwierig. Der Mann selbst befindet sich in einem Dschungel und wird dort von fremdartigen Fischmenschenkriegern attackiert. Dann erwacht er, doch die Bedrohung ist nicht vorbei. Wir lernen diesen Mann als Nameless kennen, als er in den Dialog mit der verschleierten Lady gezwungen wird. Er selbst habe, so erfährt der Lesende weiter, seinen eigenen Namen abgelegt, damit kein Dämon und keine okkulte Macht Besitz von seiner Seele ergreifen könne. Dies mache ihn zu der Person, die er ist. Kurz darauf gelingt es Nameless der verschleierten Lady einen Schlüssel abzunehmen und aus dieser Höllenvision zu entfliehen. Durch den Schlüssel ist es nun möglich, die Welt zu retten, davon ahnt Nameless jedoch nichts, als er diesen zu seinem Auftraggeber bringt.

Wenig später findet Nameless sich im Weltraum wieder, in einer Kolonie auf dem Mond, um genau zu sein, in die sich ein elitärer Kreis zurückgezogen hat, weil dieser eine Kollision eines Asteroiden mit der Erde verhindern will, ohne eine Massenpanik auszulösen. Nameless soll die Mission begleiten, weil auf der Oberfläche des Asteroiden eine alte Rune der Maya eingraviert ist, was einen Zusammenhang zwischen einem alten Götterkult und dem Asteroiden andeuten könnte. Das Team will den Asteroiden umlenken und anschließend soll dieser untersucht werden.

Nameless verbirgt viele Schrecken und Grausamkeiten zwischen seinen zwei Buchdeckeln. Die Geschichte ist von Überraschungen geprägt, während der visuelle Stil eine Abbildung der Hölle sein könnte. Dieses Werk ist ein heftiger Ritt, der nach nur wenigen Seiten süchtig macht, allem Grotesken und Abscheulichen zum Trotz. Der fiebrige Stil des Werkes wird schnell zu einem treibenden Element der Geschichte. Nie scheint klar, was wirklich ist, denn außer Nameless muten alle Menschen verletzlich an. Nur er weiß sich mit okkulten Runen vor jenen Schrecken zu schützen, die er hinter den Geschehnissen vermutet und die sich nach und nach offenbaren.

Wer eine atmosphärische und intensive Leseerfahrung sucht, sollte hier zugreifen. Nameless beschert einem für rund zwei Stunden extreme Unterhaltung, bekommt jedoch durch nochmalige Sichtung eine neue Perspektive, weshalb dieses Werk zu mehrfacher Lektüre einlädt.

Nameless Cover

Letzte Änderung amMontag, 11 Februar 2019 18:24
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

Unter anderem auch das . . .

„Phantastische Literatur: ungenauer, auch missverständlicher Sammelbegriff für ein breites, auch Triviales [...] umfassendes Spektrum von Literatur. Das Phantastische erscheint in der fiktionalen oder imaginativen Literatur als vielschichtiges Phänomen.“

 Literatur Brockhaus

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