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Film

„The Paper Tigers“ – Feel-Good-Movie über gealterte Kampfkünstler

Filmszene (Ausschnitt) Filmszene (Ausschnitt)

Diese Komödie begeistert mit imposanter Kampfkunst und viel Situationskomik. Sie lebt zudem von ihrer Verortung in der asiatisch-amerikanischen Community.

Rezension

Früher nannte man sie in der Martial-Arts-Szene die drei Tiger, früher, als sie noch jung waren und bei Sifu Cheung (Roger Yuan) in der Garage Kung-Fu trainierten. Sie suchten den Kampf, waren gefürchtet. Bis sie einander aus den Augen verloren. Heute sind Danny, Hing und Jim (Alain Uy, Ron Yuan, Mykel Shannon Jenkins) Mittvierziger, die der Ernst des Lebens längst eingeholt, teilweise auch überholt hat. Danny lebt nur noch für seinen Job, die Ehe ist gescheitert, seinen Sohn vertröstet er, wenn die Arbeit ruft. Hing ist aus der Form geraten und humpelt wegen einer Knieverletzung. Fit ist nur noch Jim, der mit Brazilian Jiu-Jitsu neue Wege beschreitet. Alle drei haben sich also von Kung-Fu und ihrem Meister abgekehrt. Dennoch holt die Drei ihre Vergangenheit ein, als sich herausstellt, dass Sifu Cheung ermordet wurde – von jemanden, der Kung-Fu meisterhaft beherrscht. Um ihren Meister zu rächen, dem sie keine guten Schüler waren, müssen Danny, Hing und Jim alte Streitigkeiten überwinden und in kürzester Zeit zu ihren Wurzeln zurückfinden.

t2The Paper Tigers beginnt mit einer Montage im verrauschten VHS-Look, die schon auf ästhetisch-technischer Ebene klarmacht, dass es hier um einen Rückblick in die 80er geht: damals, als Kampfsport ein populärer Jugendsport war, nicht zuletzt durch Filme wie Karate Kid, deren Spirit auch diese wundervolle Martial-Arts-Komödie atmet. Die Retrospektive zeigt Danny, Hing und Jim, wie sie in ihren jungen Jahren trainieren, ins Kung-Fu initiiert werden und überall Herausforderungen suchen. The Paper Tigers ist eine Reflexion über diese Zeit, über begangene Fehler und über das Wiederfinden einer Bestimmung, die im Kleinklein des Alltags verloren gegangen ist. Der Film ist aber auch die Suche nach einem Mörder, die mit handfesten Fights und viel Situationskomik gespickt ist. Verortet ist die Geschichte in der asiatisch-amerikanischen Community der USA und die Schauspieler sind überwiegend People of Color, was der Story einen authentischen Drive verleiht und den Humor mitprägt, insbesondere wenn es um Identität und den dazugehörigen Klischees geht.

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Laut IMDB haben Hollywood-Studios in Vorgesprächen mit Regisseur und Drehbuchautor Bao Tran einen weißen Hauptdarsteller verlangt, obwohl die Geschichte für eine asiatisch-amerikanische Hauptfigur geschrieben worden ist. Glücklicherweise wurde das von den Machern abgelehnt und stattdessen eine unabhängige Finanzierung über Kickstarter organisiert. Die Geschichte ist von Bao Trans persönlichen Erfahrungen mit Klassenkameraden und Freunden inspiriert, als er Martial Arts trainierte. 2011 war die Geschichte fertiggeschrieben, Bao Tran arbeitete 10 Jahre an den Film. Man spürt das Herzblut darin.

Fazit: Martial-Arts-Geheimtipp!

The Paper Tigers ist eine Martial-Arts-Perle und ein richtiger Feel-Good-Movie, ohne dabei moralisch immer einwandfrei sein zu müssen. Stattdessen porträtiert diese gelungene Komödie drei altgewordene Kampfkünstler, die aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und sich eine neue Haltung zum Kämpfen erarbeiten müssen. Coole Fights und Situationskomik garantiert!

 

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Trailer zu The Paper Tigers

 

Infokasten

„The Paper Tigers“

Regie: Bao Tran

Drehbuch: Bao Tran

Laufzeit: 108 Minuten

Produzent: Michael Velasquez, Al'n Duong, Yuji Okumoto, Daniel Gildark

Verleih: Bisher keiner.

USA | 2020

Veröffentlichung: Für Deutschland unklar zum Zeitpunkt der Rezension. In den USA erhältlich als DVD, Blu-Ray, VOD.

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Letzte Änderung amFreitag, 16 Juli 2021 10:40
André Vollmer

Schriftsteller. Forscher. Phantast. Am Meer geboren. Gründer von Mellowdramatix.

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„Unbestreitbar führt das Internet auch zu positiven Veränderungen. Das Negative besteht meiner Meinung nach darin, dass das Internet zu Oberflächlichkeit verleitet, zu spontanen Reaktionen, hinter denen kein langes Nachdenken steckt: Ich habe etwas gelesen, und sofort twittere ich dagegen oder darüber, und dann womöglich auch noch in falscher Grammatik.“

 

– Helmut Schmidt im Gespräch mit Giovanni di Lorenzo (2012) im Zeit Magazin Nr. 17 vom 19.04.2012, S. 57

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