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Film

„The Bye Bye Man“ – Sag ihn nicht, denk ihn nicht! (Kurzrezension)

Filmplakat (Ausschnitt) Filmplakat (Ausschnitt)

Eine Haunted-House-Geschichte mit netten Ideen, die in der Summe aber durch Plotholes stolpert und dann zur Belanglosigkeit verflacht.

Elliot (Douglas Smith) und John (Lucien Laviscount) sind seit ihrer Kinderzeit die besten Freunde. Als John wegen seiner Eskapaden aus dem Studentenwohnheim geschmissen wird, ziehen die beiden gemeinsam mit Elliots Freundin Sasha (Cressida Bonas) in ein abgelegenes, verlassenes Haus an einem nahe gelegenen See. Uninah, preiswert und riesig sind die drei entscheidenden Faktoren für den Einzug ins neue Gemäuer. Während der Film sich in den ersten Minuten noch viel Zeit nimmt, um die Figuren zu definieren, damit diese nicht wie plumpe Stereotypen erscheinen, verflacht der Film anschließend zunehmend. Vieles wirkt komplett willkürlich und nicht aus der inneren Logik des Werkes heraus.

TBBM 1Doch dann sind in dem Film auch einige schaurig-schöne Glanzmoment, in denen das Phantastische sich manifestiert und zur ungreifbaren Bedrohung wird. Denn der Antagonist mit dem albernen Namen in diesem Film, treibt seine Opfer in den Wahnsinn. Die Idee, einen Antagonisten zu schaffen, der in die Psyche seiner Opfer eindringt wie ein Virus, ist sehr interessant. Der Bye Bye Man (Doug Jones) wirkt auch tatsächlich bedrohlich, wenn er oder sein Höllenhund auf die Jagd gehen, doch auf der anderen Seite wird immer wieder wenig gekonnt versucht, einige Horrormotive zu verbinden und daraus einen Cocktail zu mixen, der vielleicht zu Beginn noch gut schmeckt, aber am Ende einfach nicht guttut. Da fahren Züge durch Wohnzimmer, Münzen werden von einem Nachttisch ausgekotzt, die Protagonisten handeln – gegen ihre intellektuellen Hintergründe – sehr dämlich und alles, was an schöner Idee war, verpufft daher in der Wirkungslosigkeit.

Von einer Lücke in der Handlung zu einer spannenden Sequenz, dann ein paar interessante Investigationsabschnitte, dazwischen ein paar Handlungslücken, daher ist The Bye Bye Man am Ende nichts als Stückwerk, dass auf Teufel komm raus das Klischee-Ende eines Horrorfilms will. Dann überlebt man halt, wenn man den Schädel eingeschlagen bekommen, mehrfach mit einer Schnittwaffe verletzt und anschließend verbrannt wurde. Wer einen kurzweiligen Horrorfilm sucht, der nicht anspruchsvoll ist und das Vorurteil bedient, Horrorfilme müssten so platt und zusammenhangslos sein, der bekommt hier einen passagenweise unterhaltsamen und spannenden Film geboten. Erkennbare Vorlagen wie Final Destination oder Ring werden nicht erreicht. Dennoch gelingt zumindest eine Art von Genreeintopf, der deutlich hinter seinem Potential verbleibt.

 Trailer The Bye Bye Man

Infokasten

„The Bye Bye Man“

Regie: Stacy Title

Drehbuch: Jonathan Penner

Vorlage: Robert Damon Schneck

Produzent: Apaches Entertainment

Laufzeit: 97 Minuten (gekürzte Kinofassung)

Verleih: STX Entertainment

USA | 2016

Kinostart: 20.04.2017

Letzte Änderung amFreitag, 18 August 2017 22:24
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

Unter anderem auch das . . .

Dann, wenn es tagt, entweichen sie, jedes nach seiner Seite: Hexen, Kobolde, Visionen, phantastische Bilder. Nur gut, daß sich dieses Volk nur nachts und im Dunkel zeigt. Niemand konnte herausfinden, wo es sich tagsüber einschließt und verbirgt.

– Francisco de Goya über eine phantastische Radierung aus seiner Bilderreihe Los Caprichos.

(Dazu passt das 43. Blatt der Caprichos).

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