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Von Atmosphäre zu Action: „Aliens – Nightmare Asylum“

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Der zweite Teil der ursprünglichen Aliens-Comic-Trilogie setzt verstärkt auf Spektakel und Wahnsinn. Deutlich anders als der erste Teil, aber dennoch lesenswert.

Rezension

Hicks, Newt und Butler sind auf einem Transportschiff von der Erde entkommen. Dort haben die Aliens die Vorherrschaft übernommen und vernichten nach und nach alle dort lebenden Menschen. Ein Atomschlag hat daran nichts geändert, die Erde ist verwüstet und ein Kriegsgebiet. Versprengt sind kleine Gruppen von Menschen unterwegs, die über ihre Transmitter versuchen, den Menschen im All mitzuteilen, was gerade auf der Erde geschieht. In diesem Prozess der Mediatisierung wird ein grausames Schicksal geboten. Durch die Medien ist es den Menschen möglich, ihren eigenen Untergang zu betrachten. Dadurch besitzt Nightmare Asylum eine Kritik am Umgang mit Medien. Die Übertragungen von der Erde wirken zeitweilig wie Snuff-Videos, in denen Menschen von Xenomorphen zerfetzt werden. Im Jahr 1989, als die Serie entstand, war Video-Nasty auf dem Vormarsch. Clips von größter Brutalität, möglichst voyeuristisch, möglichst heftig waren das Resultat, welches sogar auch in die filmische Welt Einzug gehalten hat (Henry: Portrait of a Serial Killer). Diese Kritik an den Medien ist im Werk deutlich nachvollziehbar, unterstreicht aber auch die Ambivalenz einer notwendigen Kommunikation. Deutlich wird dies im Gedanken von Newt: „The Alien had reduced us to voyeurs, cataloging earth’s final hours from the safety of space.“ Auf dieser monstrativen – also vor-Augen-führenden – Ebene ist Nightmare Asylum überaus gelungen. Die Geschichte des Comics hingegen ist weit weniger komplex, als es bei der ersten Comic-Serie der Fall ist.

NA1Die drei Überlebenden sind in einem Raumschiff auf dem Weg zu einem vorbestimmten Ziel. Mit an Bord sind einige Menschen im Kälteschlaf. Newt und Butler haben eine Liebesbeziehung entwickelt, die jedoch stark belastet wird, als Newt am Ende des ersten Teils herausfindet, dass Butler ein Android ist. Auch für Butler ist diese Erkenntnis verwirrend. Da Butler seit dem Einsatz auf der Heimatwelt der Aliens der gesamte Unterleib fehlt, ist er nur noch ein Oberkörper mit Kopf und Armen. Die Beziehung von Newt und Butler sowie daraus resultierende ethische und philosophische Konflikte werden in der Geschichte nur am Rand behandelt. Hicks erscheint im zweiten Teil der Reihe zunehmend eindimensional. Als das Transportschiff in einer Militärkolonie landet, finden Hicks, Newt und Butler sich in einer bizarren Forschungsstation wieder, in der ein offenbar wahnsinniger und herrschsüchtiger General Xenomorphen abrichtet, indem er eine Königin unterwirft. Als es einen Aufstand gegen den General gibt, geht alles recht schnell und Chaos bricht in der Station aus.

NA2Insgesamt deutlich flacher als der erste Teil, überzeugt Nightmare Asylum primär durch die Atmosphäre, die – ähnliche wie bei Alien im Vergleich zu Aliens – viel von Schreckensintensität durch Action getauscht hat. Die Visualisierung von Den Beauvais ist deutlich expliziter als die Zeichnungen im ersten Teil; wo Farbe ist, spritzt auch viel Blut. Insgesamt ist auch der zweite Teil ein ansprechendes Gesamtwerk, dass die Geschichte um Hicks, Newt und Butler fortsetzt. Nur in der Erstauflage durften die Figuren die Namen der Charaktere aus dem Film besitzen, anschließend wurde dies vom Studio untersagt. Das mag daran liegen, dass in Nightmare Asylum auch Ripley auftauchen durfte. Gemeinsam mit der 30th Anniversary Edition von Aliens – The Original Comic Series ist noch ein weiterer Sammelband erschienen, in dem die beiden Fortsetzungen Nightmare Asylum und Earth War enthalten sind. In dieser Version sind erstmals seit mehr als 25 Jahren die Figuren mit ihren Originalnamen enthalten. Es handelt sich somit um einen Nachdruck der ersten Auflage.

NA Intro

Infokasten

„Aliens – Nightmare Asylum”

Geschichte: Mark Verheiden

Zeichnungen: Den Beauvais

Kolorierung: Den Beauvais

Schriftsatz: Bob Pinaha und David Jackson

Sprache: Englisch

Verlag: Dark Horse

Als Aliens – The Original Comic Series Nightmare Asylum and Earth War im Handel erhältlich.

Letzte Änderung amDonnerstag, 24 August 2017 20:57
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

Unter anderem auch das . . .

"Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt"

aus Hermann Hesses

Im Nebel

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