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„Negan ist hier!“ verspricht Hintergründe zu „The Walking Dead“

Cover (Ausschnitt) Cross Cult Cover (Ausschnitt)

Robert Kirkman ist der Schöpfer von The Walking Dead. Im Hintergrund-Comic zu der Figur Negan verschenkt der Autor viel Potential, interessant ist dieser dennoch.

Rezension

Negan ist hier!, so lautet der Titel des rund 70 Seiten langen Comics, der die Vorgeschichte des charismatischen Psychopathen Negan schildert, der im Krieg-Zyklus von The Walking Dead (Buch 17-21) zunächst eine Bedrohung für Rick Grimes und seine Gefährten darstellt. Was muss mit einem Menschen geschehen, um zu einem kaltblütigen Killer zu werden, der nichts zu verlieren hat, sich aber dennoch an das Leben klammert? Eine Antwort auf diese Frage kann man sich von dem vorliegenden Band erhoffen. Allerdings wird hier sehr vieles auf ein Minimum reduziert erzählt.

Die Geschichte von Negan beginnt in einer Zeit vor den Zombies. Er ist Sportlehrer und aus menschlicher Sicht ein selbstsüchtiger Arsch, der Schüler wie Dreck behandelt, neben seiner Ehe eine Affäre hat und sich selbst über alles stellt. Bis seine Frau Lucille an Krebs erkrankt und daran stirbt. Dann kehren die Toten zurück und der Überlebenskampf beginnt. Negan definiert sich primär über das Wort „verfickt“, das gefühlt in jedem zweiten Satz mindestens einmal vorkommen muss, und flucht ohnehin sehr viel. Dieser Umstand lässt den Charakter sehr eindimensional und nahezu infantil erscheinen. Da ihn auch während der Zombie-Apokalypse tote Gefährten vollkommen kalt lassen, wird der Eindruck des stumpfen Charakters verstärkt. Erst nachdem Negan auf Dwight trifft, wird deutlich, dass Negan eigentlich sehr stark leidet. Diese Form der charakterlichen Zeichnung ist gelungen und macht das Buch lesenswert – denn am Ende spitzt sich dieser Charakterzug so weit zu, dass man den Negan aus The Walking Dead erkennt.

Negan 1

Der Comic ist sehr kurz und liest sich in weniger als dreißig Minuten. Das liegt daran, dass die Geschichte sehr viele Raffungen und Zeitsprünge durchläuft, vor allem in der frühen Phase des Zombie-Ausbruchs. Hier hätte man mehr erzählen und auch zeigen können. Dabei wird  die Chance verpasst eine vollkommen andere Perspektive auf die Welt zu offenbaren, als die von Rick Grimes und seinen Begleitern in der Siedlung Alexandria. In der Folge bietet Negan ist hier! vor allem anderen eine One-Man-Show, die partiell etwas lückenhaft wirkt.

Aufgrund der Beschaffenheit ist The Walking Dead: Negan ist hier! ein Werk, dass in der Anschaffung wenig attraktiv erscheint. Für Fünfzehn Euro erhält man ein Buch mit rund 70 Seiten, gebunden als ein Hardcover, im selben Format wie die anderen Hardcover Sammelwerke von The Walking Dead (die allerdings meist mehr als 140 Seiten stark sind). Es ist gut verarbeitet, bietet durch die Illustrationen von Charlie Adlard denselben Still wie die aktuellen Werke der Hauptreihe und ist für Fans sicher eine Bereicherung. Dennoch, Negan ist hier! ist am ehesten für Sammler und Enthusiasten geeignet, ein interessanter, wenn auch verzichtbarer, Hintergrundcomic für die Figur Negan.

Negan Cover Klein

Infokasten

„Negan ist hier!“ (OT: „Here’s Negan“)

Autor: Robert Kirkman

Illustrationen: Charlie Adlard

Übersetzung: Frank Neubauer

Verlag: Cross Cult

Deutsche Erstauflage. Hardcover, schwarz-weiß (graustufig), 72 Seiten, 15 Euro.

Ab dem 22.11.2017 im Handel erhältlich.

Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

Unter anderem auch das . . .

„Phantastik, auch Fantastik, ist ein literarischer Genrebegriff, der in Fachkreisen sehr unterschiedlich definiert wird. Außerwissenschaftlich bezeichnet der Begriff „fantastisch“ alles, was unglaublich, versponnen, wunderbar oder großartig ist. Der Ursprung des Begriffs „phantastische Literatur“ ist ein Übersetzungsfehler: E. T. A. Hoffmanns „Fantasiestücke in Callots Manier“ wurden 1814 als „Contes fantastiques“ ins Französische übersetzt, statt richtigerweise als „Contes de la fantaisie“.“

– Wikipedia

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