Twisted Home-Invasion: „The Owners“
- geschrieben von Thomas Heuer
- Publiziert in Film
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Ein paar Kleinkriminelle wittern ihre große Chance, als sie in die Villa eines Dorfarztes einbrechen. Doch der Tresor lässt sich nicht wie erhofft öffnen, was in einer Geiselnahme mündet.
Rezension
Nathan (Ian Kenny) und Gaz (Jake Curran) planen gemeinsam den Einbruch, der ihr Leben verändern soll. Die Informationen über den leicht zu öffnenden Tresor in der Villa der Eheleute Richard und Ellen Huggins (Sylvester McCoy und Rita Tushingham) stammt von dem geistig leicht eingeschränkten Terry (Andrew Ellis), der damit im Pub geprahlt hat. Die drei Möchtegern-Gangster Nathan, Gaz und Terry sitzen nun vor der abgelegenen Villa im Auto von Nathans Freundin Mary (Maisie Williams). Mary kommt irgendwann auf einem Fahrrad vorbei und will ihr Auto haben, da sie zur Arbeit muss. Doch dann beginnt der Einbruch, in den Mary unfreiwillig verwickelt wird. Als die Einbrecher den Tresor finden, können sie diesen nicht wie geplant öffnen. Die einzige Lösung scheint zu sein, auf das Ehepaar Huggins zu warten, und die Kombination mit allen nötigen Mitteln aus ihnen herauszuholen.
Dass dieses Ausgangszenario das Potenzial für eine extreme Konfrontation besitzt, ist offensichtlich. The Owners ist zwar ein Home-Invasion-Film, aber kein üblicher. Es gibt überraschende Wendungen, komplizierte Figurenverknüpfungen voller Konfliktpotenzial und einige sehr schwarzhumorige Momente in The Owners. Dieser Film ist in seiner Konzeption eines dieser Werke, die lediglich darunter leiden können, wenn man vorher zu viel über den Inhalt weiß.
The Owners verquickt Crime-Comedy mit Horror. Es gibt ein paar pikante Gewaltspitzen, einen bewusst eingesetzten Bildformatwechsel und eine clever vorbereitete Schlusspointierung. The Owners ist ein besonderer Film, der in keine Schublade passt. In vielerlei Hinsicht ist The Owners ein typisches Werk, das man in Deutschland auf dem Fantasy Filmfest findet und sonst leicht übersieht.
Die Darsteller*innen überzeugen in ihren Rollen. Am bekanntesten sind im Ensemble Maisie Williams aus Game of Thrones und Rita Tushingham, die seit den sechziger Jahren häufig in britischen TV- und Kinoproduktionen zu sehen ist. Die Geschichte von The Owners ist doppelbödig und spannend gestaltet und gibt den Figuren etwas Raum sich zu entfalten. In der Folge besitzt The Owners eine interessante Figurendynamik, der sich Regisseur Julius Berg zu bedienen weiß. So entstehen immer wieder Zweckallianzen und keine Figur weiß mehr, wem sie vertrauen kann.
Keineswegs plump und mit sehr viel Liebe zu Details inszeniert Julis Berg seinen ersten Spielfilm. Der französische Regisseur hat in den vergangenen Jahren die Regie bei einigen Serien übernommen, darunter einzelne Episoden von Die Purpurnen Flüsse und der Netflix-Produktion Osmosis. Besonders die Momente, in denen Figuren mit dem Tod konfrontiert sind oder um das eigene Überleben kämpfen müssen, sind außerordentlich stark geraten. Aber selbst in diesen Momenten gelingt es immer wieder eine humorige Situationskomik zu triggern, die immer nur sehr kurzzeitig ist. Der Regisseur nutzt dieses Inszenierungsmittel des „comic relief“, um die Spannung für einen kurzen Moment zu lösen. Allerdings wird es in The Owners mehrfach in der Form verwendet, dass nach diesem komischen Entlastungsmoment eine heftigere Szene folgt, als zuvor erwartet. Somit nutzt Julius Berg dieses Element, um gelegentlich die Schrecken auf der Leinwand zu verstärken, statt diese abzuschwächen, was der übliche Einsatz eines „comic relief“ wäre.
The Owners ist ein Überraschungspaket, das es in sich hat. Anfängliche Komik wandelt sich zunehmend in Tragik und dann in Horror. Mehr sollte man über diesen Film eigentlich nicht wissen, außer vielleicht, dass es sich lohnt, diesen anzusehen. Allerdings sollte man mit heftigen Gewaltmomenten umgehen können und einem bösartigen Plot gegenüber offen sein.

Trailer zu The Owners
Infokasten
„The Owners“
Regie: Julius Berg
Drehbuch: Mathieu Gompel, Julius Berg, Geoff Cox, Hermann Huppen & Yves H. (Buchvorlage)
Laufzeit: 92 Minuten
Produzent: Alain de la Mata, Christopher Granier-Deferre
Verleih: Wild Bunch Germany
Großbritannien, USA, Frankreich | 2020
Veröffentlichung: Der Film war Teil des Programms der Fantasy Filmfest Nights XL 2021. Ein Veröffentlichungstermin für Deutschland steht zum Zeitpunkt dieses Artikels nicht fest.
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Thomas Heuer
Dr. phil. Medienwissenschaft
Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer
Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie
Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik