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Serie

„The Bay“: Geschichte zweier ungleicher Familien

Filmstill (Ausschnitt) edel: motion Filmstill (Ausschnitt)

Eine neue britische Crime-Serie versucht sich ihre Nische in einem überfluteten Markt zu suchen. Dabei sind die Vorbilder deutlich erkennbar.

Rezension

TheBay7Das Verschwinden zweier fünfzehnjähriger Zwillinge stellt die Polizei in der britischen Küstenstadt Morecambe vor ein Rätsel. Lisa Armstrong (Morven Christie) wird auf den Fall angesetzt. Die alleinerziehende Mutter zweier Teenager stellt ihren Job über alles, was dazu führt, dass ihre Kinder sich vernachlässigt fühlen und zunehmend auf eine schiefe Bahn geraten. Zusätzlich ist der Familienvater der vermissten Zwillinge für die Ermittlerin kein Unbekannter, denn sie verbrachte die Nacht mit ihm, in der die Teenager verschwunden sind.

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TheBay6In einem kurzen Zeitraum wird in The Bay die Geschichte zweier unterschiedlicher Familien thematisiert. Auf der einen Seite ist es die Familie der Zwillinge und auf der anderen Seite die Familie einer Mutter, die von ihrer Arbeit besessen ist und das Bindeglied zwischen den verschiedenen Handlungssträngen darstellt. Die Serie vermittelt von Beginn an den Eindruck ein komplexer Crime-Thriller sein zu wollen. Die Vorbilder sind klar erkennbar, beispielsweise The Missing schwingt hier sehr deutlich mit. Es gibt allerdings einen klaren Unterschied zu den Vorbildern, denn bei The Bay wirkt die Verschachtelung der unterschiedlichen Konflikte nicht organisch, sondern wie etwas, das man in einer zeitgemäßen Crime-Thriller-Serie haben muss. Und genau da entsteht das Problem von The Bay: der Fokus liegt auf Konflikten und nicht auf einem ausgereiften Figurendesign, was eben beispielsweise bei The Missing der Fall ist. Die Konflikte werden etabliert und dann abgearbeitet, verquickt und führen zu einem logischen Ende der Staffel. Das ist handwerklich gut, aber nicht überragend. The Bay weiß zu unterhalten, ist aber in vielen Belangen eher durchschnittlich. Interessant ist allerdings, wie die zwei Familien präsentiert werden. Dieser Aspekt ist durchaus interessant geraten und erschafft immer wieder Spannungen zwischen den Figuren, was wiederum Spannung für den Zuschauer erzeugt. Die Auflösung offenbart zudem, welches Potenzial in der Serie verborgen liegt. Eine zweite Staffel wurde für dieses Jahr angekündigt, die allerdings – zumindest nach heutigen Informationen – einen weitgehend anderen Cast haben wird, mit Ausnahme einer Figur, die bisher eine Nebenrolle gewesen ist. Auch diesen Ansatz von wechselnden Figuren innerhalb einer Serie kennt man mittlerweile recht gut, etablierte diesen doch besonders die zweite Staffel von The Missing – was die Vorbildfunktion für The Bay unterstreicht. Aber auch andere Serien gehen diesen Weg, so beispielsweise Follow the Money ab der dritten Staffel.

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The Bay ist eine solide Crime-Serie. Der Markt ist derzeit voller hochwertiger Produktionen und da ist es für eine neue Reihe schwer sich zu positionieren. Die Serie offenbart in der ersten Staffel großes Potenzial, weiß es jedoch noch nicht im vollen Maß auszunutzen. Mit Morven Christie ist eine sehr gute Schauspielerin in der Hauptrolle besetzt, die allein durch ihre Präsenz The Bay sehenswert macht.

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Infokasten

„The Bay“

Staffel 1

6 Episoden á 45 Minuten

Serienentwickler: Daragh Carville, Richard Clark

Produktion: itv (Independent Television), Tall Story Network

Verleih: Edel:Motion (DVD und Stream), Sat.1 Emotions (TV)

UK | 2019

Erstveröffentlichung: Die Serie wurde ab dem 19.12.2019 auf Sat.1 Emotions ausgestrahlt.

Veröffentlichung: Ab dem 20.03.2020 auf DVD und als Video-on-Demand im Handel erhältlich.

Bildrechte: Die Bilder dieses Artikels sind Ausschnitte aus dem besprochenen Medieninhalt. Deren Rechteinhaber können Sie dieser Infobox entnehmen.

Letzte Änderung amSonntag, 04 April 2021 17:36
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

Unter anderem auch das . . .

„If Pac-Man had affected us as kids, we'd all be running around in dark rooms, munching pills and listening to repetitive electronic music.“

– Marcus Brigstocke

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