9. Schocktober: „Silent Hill“ (2006)
- geschrieben von Thomas Heuer
- Publiziert in Film
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Bei Silent Hill handelt es sich um eine düstere, stimmungsvolle und vor allem gelungene Videospielverfilmung. Stark besetzt und sehr gut inszeniert.
Rezension und Einordnung
Seinerzeit kam mit Silent Hill eine von vielen Videospielverfilmungen ins Kino. Dieser Sektor der Filmlandschaft hat nicht nur durch Uwe Boll einen schlechten Ruf, sondern auch einen schweren Stand, weil es schwierig ist, die Stimmung eines Spiels auf einen Film zu übertragen. Vornehmlich liegt dies daran, dass bei der medialen Transformation vom Videospiel hin zum Film das wichtige Element der Interaktion mit dem Medium verschwindet und durch eine ausschließliche Rezeption ersetzt wird. Im Fall von Silent Hill ist es jedoch bereits spannend, wenn man beim Spielen nur zusieht. Die düstere Atmosphäre der verfluchten, verwahrlosten und scheinbar verlassenen Stadt, die man erstmals im gleichnamigen Videospielklassiker von 1999 besuchen konnte, liefert eine großartige Grundlage für einen schaurigen Film.
Das Besondere an der „Silent Hill“-Verfilmung
Regisseur des Films ist der Franzose Christophe Gans. In einem Satz liefert er eine wichtige Grundlage für die Rezeption von Horrorfilmen, der die Bedeutsamkeit von Atmosphäre und Stimmung für den Rezipienten über die Wahrnehmung einer weltlichen Bedeutung des Filmes stellt.
“It is important to consider that the horror movies should - like modern art - not have a too obvious meaning. When you watch them it is more important what you feel than what you understand.” (imdb 2012)
Im Fall von Silent Hill ist es eben genau das, was man während der Rezeption des Filmes fühlt, was dieses Werk besonders macht. Die Wechsel von Tag und Nacht in Silent Hill wurden noch nie so opulent und realistisch wirkend inszeniert. Ebenso sind Schauspieler noch immer echter als animierte Figuren. Auch wenn die Grafik von Videospielen heutzutage beeindruckend gut ist, wirken die Emotionen der Charaktere noch immer nicht so, wie die eines echten Menschen. Dies ist einer der großen Pluspunkte des Films gegenüber den mittlerweile unzähligen Spielen der Silent-Hill-Reihe. Auch wenn die Geschichte in einigen Passagen an das erste Spiel von Konami erinnert, liefert der Film dennoch eine recht eigenständige Handlung (eine komplette Liste der Unterschiede findet sich bei Silent Hill Wikipedia 2012). Da in Silent Hill auf jeden seine eigene Hölle wartet, lässt dies einiges an Handlungsvarianz zu, ebenso einen nahezu unendlichen Fundus an Geschichten, die in der Stadt und dem Mythos Silent Hill angesiedelt werden können.
Die Geschichte von Silent Hill
Christopher Da Silva (Sean Bean) und seine Frau Rose (Radha Mitchel) haben ein kleines Mädchen aus einem Waisenhaus adoptiert. Die kleine Sharon (Jodelle Ferland) wird ständig von Albträumen geplagt und schlafwandelt oftmals. Wenn ihre Träume den Höhepunkt erreichen, ruft sie den Namen einer Stadt aus: Silent Hill. Bereits die einleitende Sequenz verdeutlicht all diese Elemente und baut dabei eine bedrückende Stimmung auf. Rose beschließt, Sharon nach Silent Hill zu bringen, in der Hoffnung ihr Trauma zu überwinden oder ergründen zu können, was dem Kind zugestoßen ist, bevor dies im Waisenhaus abgegeben wurde. Ohne Christopher von ihrem Plan zu erzählen, nimmt die besorgte Mutter ihre Adoptivtochter mit auf eine Reise, die deutlich schlimmer enden wird, als sie es jemals vermuten würde.
Endlich am Ortseingang angelangt, verliert Rose die Kontrolle über ihr Fahrzeug und nach einem Crash auch ihr Bewusstsein. Als sie erwacht, ist Sharon verschwunden und Rose befindet sich in Silent Hill, der Stadt, die ewig brennt und in der es Asche regnet. Verloren sucht Rose nach Hinweisen in verrottenden Gebäuden, in denen schon lange kein Mensch mehr lebt. Die Dunkelheit im Nacken und unzählige dämonische Kreaturen vor der Brust bleibt ihr nichts als den Kampf ums Überleben anzunehmen, um sich und ihrer Tochter eine Chance zu erarbeiten.
Stimmung und Atmosphäre
Wer speziell die älteren Spiele der Serie kennt, der weiß, dass Silent Hill aus Rätseln besteht und dass es darum geht diese zu ergründen. Gelingt einem dies nicht, wird man den Ort niemals verlassen können. Bevölkert wird Silent Hill jedoch zum einen von den Umständen entsprechend psychopathischen Menschen und zum anderen von monströsen Kreaturen, die in jeder Ecke lauern können. Wenn die Dunkelheit kommt, erhebt sich auch das Böse in den Straßen von Silent Hill. Die verlassenen Gebäude liefern wenig Schutz für die verzweifelte Rose, die zunächst vollkommen verloren durch die geisterhafte Welt von Silent Hill irrt. Auf der Suche nach ihrer Tochter findet Rose Antworten auf Fragen, die sie nie gestellt hat.
Silent Hill ist hochklassiges bildgewaltiges Spannungskino auf eine besondere Art. Der Film lebt von der Stimmung der Stadt und dem, was die Spiele den Fans zuvor bereits lieferten: einer dichten Atmosphäre. Die Charaktere benötigen nicht mehr Motivation und Hintergrund als den, den sie besitzen. Die Schauspieler liefern eine beachtliche Performanz. Speziell der Lieblingsgegner vieler Spieler „Pyramid Head“ hat im Film eine besondere Rolle und geht mit bekannter Härte zu Werke. Auch wenn der Film eine Freigabe ab 16 Jahren hat, gibt es einige ziemlich heftige Szenen. Wer jedoch auf viele Schockelemente wartet, wird hier nicht belohnt. Vielmehr sind diese als Akzente der Atmosphäre zu verstehen, ebenso wie es in den Spielen der Fall ist. Der Film lässt einem immer die Zeit sich auszumalen, was passieren könnte, in einer grotesk pervertierten Welt, in der Alles und Jeder zur Bedrohung werden kann.
Rezeptionshaltung und Kritikermeinungen
Zugegeben bin ich ein sehr großer Fan von Silent Hill und das schon seit etwa 1999. Erstmals sah ich diesen Film vor dreizehn Jahren. Selten hat mich ein Horrorfilm so gepackt wie dieser, ein Film, der von Rezensenten rund um den Globus zerrissen wurde (Metacritic 2012). Ich konnte dies nie nachvollziehen und kann es auch heute nicht. Nach mehr als sechs Jahren folgte die Fortsetzung Silent Hill: Revelation 3D. Dabei handelt es sich um eine Fortsetzung im klassischen Sinn, also ein Film, der die Handlung des ersten Teils weitererzählt. Und ähnlich wie es bei den Spielen Silent Hill und Silent Hill 3 der Fall ist, besteht auch hier ein Zusammenhang. Wer sich für den zweiten Silent-Hill-Film interessiert, sollte zuvor unbedingt den ersten Teil ansehen. Zudem sollte man sich nicht von den überaus schlechten Kritiken abschrecken lassen. Oftmals sehen Zuschauer Filme anders als Rezensenten, was ebenfalls aus den Bewertungen bei Metacritic hervorgeht (Metacritic 2012).
Fazit
Für mich ist Silent Hill ein besonderer und wertvoller Horrorfilm, der einen auf eine Reise durch die tiefsten Abgründe der Seele und des Bösen einlädt. In schaurigen und stimmungsvollen Bildern ist ein Ort dargestellt, der nicht existiert und dennoch auf jeden von uns warten könnte. Silent Hill lässt sich auf so vielen Wegen ausdeuten, wie es Rezipienten gibt. Allein daher lohnt es sich, diesen Film anzusehen.
Quellen
imdb (2012) Biography for Christophe Gans
Metacritic (2012) Metacritc zur Verfilmung von Silent Hill
Silent Hill Wikipedia (2012) Silent Hill der Film bei Wikipedia
Trailer zu Silent Hill
Infokasten
„Silent Hill“
Regie: Christophe Gans
Drehbuch: Roger Avery
Produktion: TriStar Pictures, Silent Hill DCP Inc, Davis-Films, Konami, Focus Features
Verleih: Concorde Home Entertainment
Laufzeit: 121 Minuten (uncut)
Kanada, Frankreich, Japan und USA | 2006
Veröffentlichung: Der Film ist auf DVD, Blu-ray-Disc und als Video-on-Demand im Handel erhältlich.
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Thomas Heuer
Dr. phil. Medienwissenschaft
Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer
Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie
Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik