Liebe und andere Probleme: „Revierkämpfe“ – Band 1
- geschrieben von Thomas Heuer
- Publiziert in Comics
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Die offizielle Fortsetzung von nickelodeons Erfolgsserie Die Legende von Korra findet nicht im Fernsehen statt, sondern in Form einer vollfarbigen Comicserie.
Rezension
Nach dem Ende der TV-Serie ist die Hauptstadt Republica gerettet, doch in ihr klafft ein neues Portal in die Geisterwelt. Als Avatar der Elemente ist es Korras Aufgabe, das Gleichgewicht zwischen Menschenwelt und Geisterwelt zu wahren. Durch den neuen Riss, der durch einen Unfall entstand, ist dieses Gleichgewicht in Gefahr. Die Geister wollen ihre Ruhe haben und weiterhin nur wenige Menschen in ihrer phantastischen Welt dulden. Die Menschen hingegen sind aufgespalten in mehrere Lager. Die einen wollen das Portal ehren und so damit verfahren, wie mit dem nördlichen und südlichen Geisterportal. Der Besitzer des Grundstücks, auf dem das Portal aufgetaucht ist, möchte hingegen einen Vergnügungspark dort errichten, um mit dem Portal viel Geld zu verdienen. Der Präsident werkelt derweil an seiner Widerwahl und beschäftigt sich mit der Tagespolitik nur insoweit, wie es seine Beliebtheit steigert. Dann gibt es noch rivalisierende Banden von Triaden, die sich in einem offenen Schlagabtausch befinden, nachdem der rücksichtslose Tokuga aufgetaucht ist, um der neue Herr der Unterwelt zu werden. In diese Situation hinein kehren Korra und ihre Partnerin Asami in die Stadt zurück. Ein Funke könnte genügen, um die Situation eskalieren zu lassen.
In US-amerikanischen Comics ist es in den vergangenen Jahren deutlich spürbar geworden, dass ein offener Umgang mit Homosexualität immer gewöhnlicher zu werden scheint. So stellte Monstress-Autorin Marjorie Liu beispielsweise in der Reihe Astonishing X-Men die erste schwule Hochzeit dar, die überhaupt in einem Comic thematisiert wurde. Auch Ming Doyle hat in ihrer Erzählung von Antiheld John Constantine dessen bisexuelles Wesen zu einem wesentlichen Charakterzug stilisiert, der eine zentrale Rolle in der Reihe Constantine: Hellblazer einnimmt. Während die genannten Beispiele sich primär an eine erwachsene Zielgruppe richten, wird nun im ersten Band von Die Legende von Korra die homosexuelle Beziehung der Protagonistin offen thematisiert und nimmt im ersten Teil der Serie einigen Erzählraum ein. Zunächst fokussiert sich Autor Michael Dante DiMartino auf den Urlaub von Korra und Asami in der Geisterwelt. Die Fröhlichkeit und Leichtigkeit der beiden Figuren ist ansteckend und als Einstieg gelungen. Bereits bei der Offenbarung ihrer Beziehung gegenüber Korras Eltern wird die Unsicherheit der beiden jungen Frauen deutlich. Im späteren Verlauf der Handlung wird der daraus potentiell erwachsende Konflikt auf eine höhere Ebene gestellt, denn nicht in allen Regionen der Welt wird mit Sexualität offen und dazu noch zwischen gleichen Geschlechtern frei umgegangen. Das Thema trifft den Zeitgeist, besonders hier in Deutschland, wo nun endlich die Ehe für alle Formen von legalen Beziehungen im Gesetz verankert wird. Es ist angenehm, dass mit dem Thema Homosexualität derart unbeschwert umgegangen wird, sodass die neue Korra-Reihe für viele junge Menschen eine Hilfestellung sein könnte, um mit ihren eigenen Gefühlen im Emotionsrausch des Erwachsenwerdens umzugehen.
In ansprechenden Bildern wird der erste Teil der Fortsetzung dargeboten. Die Geschichte ist von mehreren Konflikten geprägt, die alle aus den Nachwehen der Serienhandlung ihr Potential beziehen. Mit mehreren ambivalenten Interessen und Tokuga als düsteren Antagonisten wird eine spannende Bühne aufgespannt, die viel Potential für weitere Geschichten bieten. Die sympathischen Figuren rund um Korra sind ebenfalls vertreten und stehen den beiden Hauptfiguren zur Seite. Der erste Band endet auf dem Höhepunkt des bisherigen Konfliktes und verspricht somit eine spannende Fortführung. Diese erscheint allerdings erst im März 2018.
Infokasten
„Die Legende von Korra – Revierkämpfe“ (OT: „The Legend of Korra – Turf Wars“)
Band 1 von 3
Geschichte: Michael Dante DiMartino
Zeichnungen: Irene Koh
Kolorierung: Vivian NG
Übersetzung: Sarah Weissbeck
Sprache: Deutsch
Verlag: Cross Cult
Ab dem 01.08.2017 im Handel als Taschenbuch.
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Thomas Heuer
Dr. phil. Medienwissenschaft
Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer
Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie
Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik