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Comics

„Kuhime“, ein Blick auf das Gesamtwerk

Empfehlung "Kuhime" Band 4, Seite 3 (Ausschnitt) Manga Clukt (Cross Cult) "Kuhime" Band 4, Seite 3 (Ausschnitt)

Horror-Manga mit Slasher-Attitüde über Kannibalismus, eine Geheimgesellschaft und japanische Mythologie. Bericht zum Abschluss der Mangareihe von Hideo Takenaka.

Rezension und Bericht

Kuhime 3

Unlängst erschien der letzte Band der vierteiligen Mangareihe Kuhime. Frei übersetzt bedeutet der Titel „Blutprinzessin“. Ist einem beim Lesen dieser Umstand bewusst, dann deutet der Titel bereits an, was das Werk erst im Verlauf der Erzählung verrät. Es geht um Erbe und Verpflichtungen durch Familienzugehörigkeit. Von all dem ahnt man zu Beginn der Geschichte recht wenig, denn das Werk beginnt schon fast klischeehaft. Die Eröffnung wirkt wie eine prototypische Slasher-Story. Davon sollte man sich allerdings nicht abschrecken lassen. Hier sollte zudem angemerkt werden, dass der erste Band – der am ehesten als Slasher gedeutet werden kann – das Gefühl von ‚Jäger und Gejagte‘ aus einem Horrorfilm dieses Sub-Genres gekonnt vermittelt. Dies gelingt durch die knappen gesprochenen Texte im Comic und die aussagekräftige und dynamische Illustration innerhalb des Werkes.

Kuhime 5Auf einem Ausflug werden Seiji und seine Kommilitonin Mai von Freunden angestachelt eine Mutprobe zu bestehen. Gemeinsam sollen sie ein altes und verlassenes Landhaus betreten, in dessen Umgebung immer wieder Menschen verschwunden sein sollen. Eigentlich soll das ganze Unterfangen dazu dienen, dass Seiji und Mai endlich mal Zeit allein verbringen, denn alle anderen merken genau, dass es zwischen den beiden gefunkt hat. Das Haus stellt sich allerdings nicht als so verlassen dar, wie die Studierenden dachten, denn dort lebt eine attraktive ältere Frau. Zumindest sieht Seiji diese, denn Mai sieht eine monströse Kreatur in dieser Frau. Die Dame trägt den Namen Nene und tötet Mai, noch bevor die Begegnung wirklich begonnen hat. Auch Seiji und seine Freunde sind nun in Lebensgefahr, da Nene sich als blutrünstige Killerin herausstellt, die sich von Menschenfleisch ernährt. Auf der turbulenten und aussichtslos wirkenden Flucht treffen Seiji und die noch lebenden Freunde auf Kiri, die äußerlich unschuldig wirkt, doch über dieselben Fertigkeiten zu verfügen scheint wie Nene. Auch in ihr scheint ein Monster verborgen zu sein. Am Ende des ersten Bandes ermöglicht Kiri den Studierenden die Gelegenheit zu flüchten, doch Seiji fühlt sich auf eine besondere Weise zu ihr hingezogen.

Kuhime 2

Kuhime 6Ab dem zweiten Band wird die Geschichte in einem größeren Kontext eingebettet, wodurch viele unterschiedliche neue Figuren die Bühne betreten. Wo der erste Manga noch wie Schrecken in Echtzeit anmutet, wird im zweiten Band sowohl der Bruch einer gesellschaftlichen Maskerade als auch eine Verschwörung zum Teil der Erzählung. Dazwischen stehen Seiji und einige andere, die machtlos wirken, anhand einer übermenschlichen Bedrohung, die auf den Schöpfungsmythos der japanischen Mythologie zurückführt. Die Regierung hat derweil eigene Pläne mit den Kreaturen, die sie als „Reaper“ bezeichnen. Insgesamt eskaliert die Situation zunehmend. Besonders gekonnt ist hierbei die Darstellung der Gesellschaft der „Reaper“, für die im Verlauf der Geschichte zunehmend mehr Raum eingeräumt wird. Die Konflikte in diesem fragilen Sozialgefüge wirken sich direkt auf den Fortgang der Erzählung aus. Der Mensch wirkt angesichts dieser Bedrohung wie Schlachtvieh, doch es gibt einige Mutige, die nicht aufgeben. Der finale Twist ist dann etwas abrupt, in der Tragweite jedoch sehr gekonnt, wenn auch erzählerisch vielleicht nicht perfekt eingebettet.

Wer düstere Szenarien mag und mit der mangatypischen Figurenüberzeichnung in einigen Momenten zurechtkommt, dem soll Kuhime ans Herz gelegt sein. Die vier Bände fügen sich zu einem spannenden Gesamtwerk, dass auch von ethischen und mythologischen Anleihen lebt und dadurch etwas Besonderes wird. Durch den Twist ist es möglich die Geschichte erneut zu lesen und mit einer anderen Perspektive zu rezipieren. Was im ersten Band wie eine plumpe Gut-Böse-Dichotomie wirkt, wird zunehmend ambivalent, wodurch die Figurenkonstellationen von Protagonisten und Antagonisten mehrschichtig gestaltet sind.

 Kuhime 7

Infokasten

„Kuhime“

Band 1 – Die Menschenfresserin (Juni 2018, 180 Seiten)

Band 2 – Das Haus der Monster (August 2018, 178 Seiten)

Band 3 – Das Geheimnis der Reaper (Dezember 2018, 178 Seiten)

Band 4 – Familienbande (Februar 2019, 194 Seiten)

Geschichte: Hideo Takenaka

Illustration: Hideo Takenaka

Sprache: Deutsch (im Original japanisch)

Übersetzung: Janine Wetherell

Verlag: Manga Cult (Cross Cult)

Japan | 2016 – 2018

Veröffentlichung: Alle Bände der Reihe sind im Handel erhältlich (siehe oben).

Bildrechte: Die Bilder dieses Artikels sind Ausschnitte aus dem besprochenen Medieninhalt. Deren Rechteinhaber können Sie dieser Infobox entnehmen.

Letzte Änderung amDienstag, 05 März 2019 17:32
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

Unter anderem auch das . . .

„Das Grauen (seltener: der Graus) ist ein Substantiv der gehobenen Umgangssprache für ein gesteigertes Gefühl der Angst oder des Entsetzens, das meist mit der Wahrnehmung des Unheimlichen oder Übernatürlichen verknüpft ist. Es rührt sprachgeschichtlich vom mhd. grûwen, „Schauder“ her, welcher Begriff auch als Synonym verwendet wird.“

– Wikipedia

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