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Film

Heldenreise in einer Welt der Intrigen: „Dune“ (Part One)

Empfehlung Filmstill (Ausschnitt) Legendary Pictures, Warner Bros. Filmstill (Ausschnitt)

Denis Villeneuve gelingt es, den ersten Dune-Roman von Frank Herbert zeitgemäß ins Kino zu bringen. Unter Kenner*innen gilt Dune als Herr der Ringe des Sci-Fi-Genres.

Rezension

Dune 2021 4Der galaktische Imperator gibt den Befehl, dass die gewalttätigen und menschenfeindlichen Regenten des Hauses Harkonnen vom Planeten Arrakis abgezogen werden. Arrakis ist ein Wüstenplanet mit lebensfeindlicher Umgebung. Allerdings gibt es dort großen Reichtum, denn die Substanz Spice gibt es lediglich auf diesem Planeten. Das Spice ist die grundlegende Energiequelle für interplanetare Raumfahrt, der Treibstoff für Raumschiffe, wenn man so will. Für 80 Jahre herrschten die Harkonnen gnadenlos auf Arrakis und unterdrückten dabei das indigene Volk der Fremen. Auf Befehl des galaktischen Imperators übernimmt fortan das Haus Atreides unter der Führung von Herzog Leto Atreides (Oscar Isaac) die Führung von Arrakis. Seine Konkubine Jessica (Rebecca Ferguson) begleitet den Herzog ebenso wie ihr gemeinsamer Sohn Paul Atreides (Timothée Chalamet), Erbe und Thronfolger des Hauses Atreides. Es dauert nicht lange, bis die Harkonnen beginnen, Arrakis zurückzuerobern und die Heldenreise von Paul ihn tief in die Wüste führt.

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Dune 2021 6Obwohl Denis Villeneuve in den 155 Minuten Laufzeit seiner Dune-Verfilmung kaum mehr als die Exposition des Konfliktes um Arrakis und das Schicksal von Paul Atreides und seiner Mutter unterbringt, ist Dune großartig. Die Bildsprache, die Ästhetik der fremdartigen Welten und vor allem die Komplexität der Konflikte werden annährend so abgebildet wie in der literarischen Vorlage. Dabei gelingt es Dune, die Balance zwischen Charakterkino, Spektakel und Ästhetik zu bewahren. Der Regisseur respektiert die Vorlage, verbeugt sich nahezu vor dieser und versieht den Film dennoch mit seiner eigenen Handschrift. Dune ist ein düsterer Film, der seinen Figuren wenig Raum für das Schöne bietet. Die visuelle Gestaltung ist überwältigend und besonders in stereoskopischem 3D bereits eine beeindruckende filmische Erfahrung. In Korrelation mit dem Soundtrack von Hans Zimmer ist Dune ein ästhetischer Rausch. Die Darsteller überzeugen zudem in diesem Film, der selbst kleine Rollen mit namhaften Darsteller*innen besetzt, beispielsweise Javier Bardem, Charlotte Rampling oder Stellan Skarsgård. Abgerundet wird die Qualität von einer beeindruckenden Ausstattung und Effekten auf dem aktuellen Stand der Künste.

Dune 2021 2Die Erzählung um Paul Atreides ist eine epochale Heldenreise, in einer ausgefeilten Science-Fiction-Welt. Weitreichend definiert Autor Frank Herbert bereits in seinem Roman Dune (veröffentlicht 1965) die verfeindeten Häuser und ihre politischen Ränkespiele. Bereits das erste der insgesamt sechs Dune-Bücher von Frank Herbert spannt einen größeren Bogen und deutet auf Konflikte in einer wesentlich späteren Zeit hin. Das Schicksal des Universums, so wird es hier angedeutet, hängt von den Entscheidungen des kaum erwachsenen Paul Atreides ab. Doch ob diese Elemente des Dune-Erzählkosmos später hin bei den Verfilmungen von Denis Villeneuve eine Relevanz haben werden, bleibt unklar, allerdings gibt es Hinweise darauf. Zunächst wurde lediglich ein Dune-Film von den Produzenten bewilligt. Dune hat schätzungsweise 165 Millionen US-Dollar gekostet und muss nicht nur die entstandenen Kosten wieder einspielen, denn ob es eine Fortsetzung geben wird, hängt in erster Linie vom Erfolg des nun im Kino gestarteten Films Dune – Part One ab. Entsprechend ist es kein Spoiler, wenn hier darauf hingewiesen wird, dass dieser Dune-Film nach etwa der ersten Hälfte des Romans endet und somit mitten in der Erzählung.

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Dune 2021 5Die Befürchtung, dass es keine Fortsetzung geben wird, steht allerdings im Raum. Derzeit läuft der Film lediglich in europäischen Kinos und hat über den Verlauf der ersten Tage rund 20 Millionen US-Dollar eingespielt. In den USA startet der Film nicht nur im Kino, sondern auch direkt im Streaming-Angebot von HBO. Das mag zum einen der Corona-Pandemie geschuldet sein, zum anderen aber eventuell auch an dem Millionengrab Blade Runner 2049 liegen. In den USA spielte der Film lediglich 92 Millionen US-Dollar ein, was bei einem Budget von schätzungsweise 150 Millionen US-Dollar, keine befriedigende Veröffentlichung ist. Weltweit gesehen spielte Blade Runner 2049 rund 260 Millionen US-Dollar ein. Für amerikanische Studios zählt aber immer der Heimmarkt als Richtwert. Ob ein US-Film erfolgreich ist, wird in erster Linie daran bemessen. Während der Pandemie erhoffen sich die Produzenten vermutlich zusätzliche Einnahmen durch die Veröffentlichung als Premium-Streaming-Angebot. Da eine Stärke von Dune die audiovisuelle Gestaltung ist, wirkt der Film allerdings besonders beeindruckend im Kino. Dune läuft vor dem 16. September lediglich in fünf Ländern und zusätzlich auf drei internationalen Filmfestivals. Da es dem Film bereits jetzt gelungen ist, 20 Millionen US-Dollar einzuspielen, sind die Prognosen gut, dass der Film ein finanzieller Erfolg wird.

Fazit

Dune ist vermutlich das Kino-Highlight des Jahres. Denis Villeneuve gelingt es Dune zu verfilmen, in einer beeindruckenden Qualität. Es ist ein Film für die große Leinwand, die Fassung in stereoskopischem 3D ist zudem eine intensive Erfahrung und zeigt, welchen Mehrwert ein Film durch diesen technischen Aspekt besitzen kann. Allerdings werden sich auch an dieser Dune-Adaption die Geister scheiden.

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Infokasten

„Dune“ (AT: „Dune – Part One“)

Regie: Denis Villeneuve

Drehbuch: Jon Spaihts, Denis Villeneuve, Eric Roth

Romanvorlage: Frank Herbert (Dune, 1965)

Produktion: Warner Bros., Villeneuve Films, Legendary Entertainment

Verleih: Warner Bros.

Laufzeit: 155 Minuten (uncut)

USA, Kanada | 2021

Veröffentlichung: Ab dem 16. September 2021 im Kino.

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Letzte Änderung amSamstag, 27 November 2021 14:44
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

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„Unbestreitbar führt das Internet auch zu positiven Veränderungen. Das Negative besteht meiner Meinung nach darin, dass das Internet zu Oberflächlichkeit verleitet, zu spontanen Reaktionen, hinter denen kein langes Nachdenken steckt: Ich habe etwas gelesen, und sofort twittere ich dagegen oder darüber, und dann womöglich auch noch in falscher Grammatik.“

 

– Helmut Schmidt im Gespräch mit Giovanni di Lorenzo (2012) im Zeit Magazin Nr. 17 vom 19.04.2012, S. 57

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