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Film

24. Schocktober: „Starry Eyes“ (2014)

Filmstill (Ausschnitt) Turbine Media, dropout cinema Filmstill (Ausschnitt)

Zwischen Konkurrenzkampf, Normalität und Scheitern. Starry Eyes liefert heftige Gesellschaftskritik, gekoppelt an phantastischen Horror. Ein besonderes Werk.

Rezension

SE 2Sarah (Alex Essoe) ist jung, gutaussehend und talentiert, doch wie so viele andere in Hollywood wartet auch sie dort auf ihre große Chance. Statt ihren Traum zu leben und vor der Kamera zu stehen, arbeitet sie als ‚Tator Girl‘ im Restaurant „Big Tators“. Eingezwängt in hautenge Kleidung überlässt ihre Dienstkluft wenig der Vorstellungskraft. In ihrem Privatleben wetteifert sie unterdes mit ihren Freunden um die große Chance. In Sarahs Umfeld stammen alle aus dem kreativen Filmsektor und leben mehr in einer Traumwelt, als wirklich etwas daran zu ändern. Es wirkt beinahe so, als sei niemand bereit, diesen Zustand zwischen einem „normalen“ Leben und einer Existenz als „Star“ aufgeben zu wollen oder wirklich einen entscheidenden Schritt in die Filmwelt zu gehen. Geredet wird darüber viel, doch außer leeren Worten scheint dieses Umfeld nichts zu bieten. Sarah bekommt die Chance an einem Casting für den Film „The Silver Scream“ teilzunehmen. Zunächst sieht es aus, als ob sie die Jury nicht überzeugen kann, doch dann bietet sich für Sarah die große Gelegenheit. Alles, was sie dafür tun muss, ist alles aufzugeben, was ihr Leben bis hierhin bestimmt hat.

Starry Eyes 1Starry Eyes ist ein Film über den Wandel. Die Veränderung der Protagonistin steht im Zentrum des Werkes. Die Geschichte wird geschickt mit übernatürlichen Elementen verwoben, doch alles dient primär einer Kritik am gesellschaftlichen Missstand in Hollywood. Obwohl der Film lange braucht, um an Fahrt aufzunehmen, weiß Starry Eyes zu überzeugen. Besonders die Transformationspassage der Protagonistin weiß zugleich zu schockieren und zu faszinieren. Diese Veränderung geschieht nicht nur im Inneren von Sarah. Darüber hinaus manifestiert die Transformation sich außerdem durch einen zunehmenden körperlichen Verfall. Abgerundet wird diese Passage durch Sarahs neues, übersteigertes Selbstbewusstsein an der Grenze zum Wahnsinn. Durch dieses Horrormotiv konfrontiert Starry Eyes mit ungewöhnlichem Body-Horror, der an eine nahezu radikale Kritik am Hollywoodsystem gekoppelt ist. Dieser Film lief 2014 auf dem Fantasy Filmfest, ist aber dennoch ein Geheimtipp geblieben.

SE 1

Direkte, aber weitgehend subtile Gesellschaftskritik, deftige Kills und ekliger Body-Horror werden hier in einer spannenden und interessanten Geschichte verpackt und als ein Horrorfilm dargeboten, der weit mehr zu bieten hat, als verbreitete Klischees vermuten lassen. Starry Eyes bietet einem vieles an, das man aus dem Werk mitnehmen kann. Der Horror entsteht hier einerseits aus dem Übernatürlichen und andererseits aus der Gesellschaft selbst, die für Talent und Kunst keinen Raum mehr zu haben scheint. Diese Eigenschaften machen Starry Eyes gleichermaßen schockierend und großartig, weshalb dieser Film, als einer der wenigen bei uns mit dem Schlagwort „beste Horrorfilme“ ausgezeichnet ist.

Trailer zu Starry Eyes

Infokasten

„Starry Eyes – Träume erfordern opfer“ (OT: „Starry Eyes”)

Regie: Kevin Kölsch und Dennis Widmyer

Drehbuch: Kevin Kölsch und Dennis Widmyer

Produktion: Snow Fort Pictures, Parallactic Pictures, Dark Sky Films, Title Media

Verleih: Turbine Media (DVD, Blu-ray), Dropout Cinema (Kino)

Laufzeit: 98 Minuten (uncut)

USA, Belgien | 2014

Veröffentlichung: Der Film ist im Handel auf DVD, Blu-ray-Disc und als Video-on-Demand verfügbar.

Bildrechte: Die Bilder dieses Artikels sind Ausschnitte aus dem besprochenen Medieninhalt. Deren Rechteinhaber können Sie dieser Infobox entnehmen.

Letzte Änderung amDonnerstag, 10 Februar 2022 14:46
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

Unter anderem auch das . . .

„Das Wort Kunst bezeichnet [...] im engeren Sinne Ergebnisse gezielter menschlicher Tätigkeit, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind. Kunst ist ein menschliches Kulturprodukt, das Ergebnis eines kreativen Prozesses. Das Kunstwerk steht meist am Ende dieses Prozesses, kann aber seit der Moderne auch der Prozess selber sein.“

– Wikipedia

 

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